MAX ZÄHLE, REGISSEUR
: Der Oscar-Anwärter

■ 33, ist Regisseur und Absolvent der Hamburg Media School. Sein Film „Raju“ ist für den Studenten-Oscar nominiert.

Von Filmen war Max Zähle schon immer begeistert, aber die Vorstellung Regisseur zu werden, erschien ihm doch sehr abstrakt. Nun ist der 33-Jährige Regisseur geworden und mit seinem Abschlussfilm „Raju“ für den Oscar in der Studenten-Kategorie nominiert, der am 11. Juni in Beverly Hills verliehen wird. Damit ist der Hamburger einer der Finalisten von 52 Bewerbern aus insgesamt 32 Ländern. Sein knapp 25-minütiger Film erzählt die Geschichte eines deutschen Ehepaares, das ein Waisenkind aus Indien adoptieren will und dabei in den Zyklus des Menschenhandels gelangt.

Seine Jugend verbrachte Zähle in Celle. Zum Film kam er durch ein Praktikum, danach wollte er nicht mehr weg. Bis er 2008 sein Studium an der Hamburg Media School begann, war er mal Kabelträger, mal Aufnahmeleiter, drehte Musikvideos und machte eine Ausbildung zum Cutter.

Auslöser für seinen Film war das Erdbeben in Haiti 2010, bei dem Waisenkinder von einer amerikanischen Organisation außer Landes gebracht werden sollten. Zähle und seine Studienkollegen Sin Huh (Kamera) und Stefan Gieren (Produktion) wollten ein „relevantes Thema“ erzählen. Es sollte etwas sein, womit sich bisher kaum jemand auseinandergesetzt hat. Mit seinem Team ist der Student dann im März 2010 nach Kalkutta gereist, dem Drehkreuz des indischen Kinderhandels. Vier Monate später war er wieder dort, diesmal mit den Schauspielern Wotan Wilke Möhring und Julia Richter.

Was Zähle vom Filmdreh erzählt klingt abenteuerlich: „Die Inder sind total filmverrückt, kaum holt man die Kamera raus, scharen sich 200 Leute um dich und gehen nicht wieder weg.“ Da war Erfindergeist gefragt: Der Kartoffelkeller eines Gemüsehändlers diente als Versteck, Ablenkungsmanöver sollten die Massen abhalten und ein Tempel musste zu einer Polizeistation umfunktioniert werden – ein Drahtseilakt, sagt Zähle.

Nicht nur in Deutschland hat sein Film für Aufsehen gesorgt – in Kalkutta wurden mittlerweile zwei Waisenhäuser geschlossen. Die Dreharbeiten hatten das Interesse der Journalisten des Indian Telegraph geweckt, die bei Recherchen herausfanden, dass die Häuser illegal Kinder für Adoptionen beschaffen. Zähle nimmt für sich eine Sache aus dem Dreh mit: „Es ist wichtig erst mal zu gucken, ob man den Kindern nicht vor Ort helfen kann, bevor man sie aus ihrem sozialen Umfeld nimmt.“ LPZ