18-Jähriger im Knast misshandelt

In einer Haftanstalt in Schleswig haben jugendliche Straftäter einen Mitgefangenen geschlagen und gequält. „Jugendanstalten sind kein Schullandheim“, sagt Justizminister Döring. Die fünf Tatverdächtigen haben gestanden

In der Jugendhaftanstalt im schleswig-holsteinischen Schleswig haben fünf Gefangene einen 18-jährigen Insassen tagelang misshandelt und gedemütigt. Wie Justizminister Uwe Döring (CDU) am Wochenende mitteilte, zogen sich die Quälereien über drei Tage hin. Nicht das Opfer selbst, sondern ein an den Misshandlungen nicht beteiligter Gefangener habe schließlich Aufsichtsbeamte informiert.

Der 18-Jährige war zusammen mit zehn weiteren jungen Straftätern in einer Wohngruppe untergebracht. Während der abendlichen Freizeit fesselten fünf Mithäftlinge den Mann an Händen und Füßen und zwangen ihn, Liegestütze zu machen – während fünf weitere tatenlos zusahen. Die Täter rissen ihrem Opfer die Kleider vom Leib, schleppten ihn unter die Dusche und traten ihn, berichtete Döring. Außerdem zwangen die Mitinsassen den Gefangenen, die Toiletten mit einer Zahnbürste zu reinigen. Zudem hätten sie ihn in eine Wolldecke gerollt unter das Bett geschoben.

„Das ist ein ernst zu nehmender Vorgang“, sagte Döring. Entsprechende disziplinarische Maßnahmen seien gegen die fünf Verdächtigen im Alter zwischen 19 und 20 Jahren bereits eingeleitet worden. Sie wurden auf mehrere Häuser aufgeteilt. Dort werden sie zunächst 23 Stunden täglich eingeschlossen. Vier Wochen lang dürfen sie nicht fernsehen und arbeiten.

Alle fünf standen kurz vor ihrer Entlassung. Vier von ihnen sind wegen Diebstahls im Gefängnis, einer wegen Raubes. Bislang seien sie nicht mit Gewalttaten aufgefallen.

Der Justizminister betonte, dass die Misshandlungen allein den Tätern anzulasten seien und weder durch die Haftbedingungen noch die personelle Ausstattung begünstigt wurden: Dem Personal, sagte Döring, sei kein Fehlverhalten anzulasten. Auch sei das Gefängnis mit 76 Insassen nicht überbelegt gewesen. Der Personalschlüssel sei ausreichend, drei Aufsichtsbeamte seien für die elf Gefangenen pro Wohngruppe zuständig. Der Vorfall zeige aber, dass ein Teil der Jugendlichen „verroht und gewaltbereit“ sei: „Jugendanstalten sind eben kein Schullandheim.“

Die oftmals brutale Gewalt unter Gefangenen war zuletzt im November auf tragische Weise zutage getreten: Im nordrhein-westfälischen Siegburg hatten drei Gefangene einen Zellengenossen zu Tode gefoltert. Die Justizbeamten hatten von der stundenlangen Tortur nichts mitbekommen – obwohl sogar zwischenzeitlich ein Beamter in der Zelle war. Elke Spanner