Bremer Lärmstudie beginnt

VERKEHR Umweltbundesamt lässt den Zusammenhang von Krach und Krankheiten erforschen

„Es gibt keinen Zweifel, dass Lärm krank macht“

Eberhard Greiser, Epidemiologe

Dass Lärm krank macht, daran gebe es „keinen Zweifel“, sagt der Epidemiologe Eberhard Greiser. Wie krank genau, ist hingegen strittig. Erstmals könnte der Zusammenhang jetzt näher bestimmt werden: Im Auftrag des Umweltbundesamtes soll Greiser mit einer bundesweit einmaligen Studie klären, welchen Einfluss der Lärm von Autos, Zügen und Flugzeugen auf das Risiko für Krankheiten wie Krebs oder Herzinfarkt hat. Noch nie konnten hierzu so präzise Daten herangezogen werden wie sie den Forschern nun in Bremen zur Verfügung stehen.

Am Dienstag stellten Greiser und die Vereinigung zum Schutz Flugverkehrsgeschädigter (VSF) die geplante Studie vor. „Die Bedingungen sind in Bremen hervorragend“, sagte der ehemalige Leiter des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin. Hier gebe es seit 1998 ein gutes Krebsregister, eine „unglaublich gute Sozialberichterstattung“ sowie einen Mortalitätsindex, der jede Todesursache verzeichne. Greiser bekommt zusätzlich von den Krankenkassen anonymisierte Datensätze über Erkrankungen Bremer Versicherter. Diese will er mit hochgerechneten Lärmwerten in den einzelnen Stadtgebieten zusammenführen. Er wies auf den „starken Rückenwind“, den er vom Umwelt- und Sozialressort erhalten habe.

Sie sei „wirklich sehr froh“, dass diese Studie nun durchgeführt werde, sagte die VSF-Vorsitzende Monika Morschel. Die Mechanismen, mit denen die Interessen der Flughafenbetreiber und der Anwohner in Ausgleich gebracht werden sollen, „fallen hier immer sehr flughafenfreundlich aus“, klagte sie. Morschel hofft, die Ergebnisse von Greiser bei ihrem Kampf für eine Einschränkung des Flugbetriebs nutzen zu können.

„Wir haben schon manche Bürgerinitiative enttäuscht, weil bei uns etwas anderes herausgekommen ist, als die sich erhofft haben“, sagt Greiser. Doch am Flughafen Köln-Bonn etwa habe er zeigen können, dass Fluglärm signifikanten Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen habe. Das liege an den Lärmpegelspitzen: „Evolutionär machte das Sinn: Früher hat plötzlicher Lärm Gefahr bedeutet. Deshalb wurden Stresshormone freigesetzt, damit der Mensch flüchten konnte.“ Ein landendes Flugzeug mache keine Flucht mehr erforderlich, versetze die schlafenden Anwohner aber in Aufruhr. Langfristige Gesundheitsschäden seien die Folge.

Die 300.000 Euro teure Studie wird überwiegend vom Umweltbundesamt bezahlt. 2012 sollen Ergebnisse vorliegen. CJA