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: Wetten, dass es so weitergeht?

ARD und ZDF verabschieden sich dieses Jahr endgültig von der TV-Unterhaltung für Zuschauer unter 60 Jahren. Risiken will bei den Sendern keiner mehr eingehen.

Man war schon ein bisschen erschrocken, als die ARD vor ein paar Wochen eine CD mit ihrer Programmvorschau für 2007 verschickte und in der Rubrik „Die große Samstagabendshow“ lediglich Sendungen angekündigt waren, die entweder von Jörg Pilawa moderiert werden oder was mit volkstümlicher Musik zu tun haben (der „Eurovision Song Contest“ mal ausgenommen). „Feste der Volksmusik“, „Die Krone der Volksmusik“, „Musikantenstadl“, „Musikantendampfer“, „Pisa-Show“, „Frag doch mal die Maus“ – so stellt sich das Erste sein Wochenendprogramm für den Rest des Jahres vor.

Am Montag stellten die Kollegen vom ZDF auch was vor, und zwar ihr eigenes Programm für 2007. Man hat einen gespannten Blick ins „Programmschema“ geworfen, eine lange Tabelle, in die alle Sendeplätze eingetragen sind wie in einen Stundenplan, und erst gedacht, aus Versehen das vom vergangenen Jahr erwischt zu haben – auf den ersten Blick gibt es im ZDF nämlich: nichts Neues. Aber das ist natürlich Blödsinn, denn die Mainzer planen zahlreiche TV-Events, Zukunftsdokus und jede Menge Wissensfilme. Nur bei der Unterhaltung sieht’s irgendwie trübe aus: Kerner macht eine „große Wissensshow“, die vom Konzept nicht nur an die große Wissensshow erinnert, die Pilawa fürs Erste moderiert, sondern schon mal so ähnlich als Drei-Länder-Check „Die Cleversten“ mit Thomas Gottschalk im ZDF gelaufen ist. Dann haben die Mainzer noch die Satiresendung „Neues aus der Anstalt“ in petto, die ja schon läuft. Und Caroline Reiber moderiert den „Grand Prix der Chöre“. Dazu gibt’s eine Mallorca-Ausgabe von „Wetten, dass …?“, und fertig ist das Showprogramm.

Vielleicht ist es ein klitzekleines bisschen unfair, den öffentlich-rechtlichen Sendern vorzuwerfen, sie würden sich inzwischen kaum noch um gut gemachte Unterhaltung kümmern – weil bei jeder Gelegenheit Medienkritiker und Politiker auf ARD und ZDF eindreschen, um zu mahnen, dass die Gebührenschlucker sich hüten müssten, zu sehr dem Privatfernsehen nachzueifern. Und natürlich ist es löblich, wenn man sich in München und Mainz Gedanken über Dokumentationen macht und TV-Mehrteiler ermöglicht.

Aber gerade ARD und ZDF sind es doch, die stets argumentieren, zu ihrem Auftrag gehöre auch die Unterhaltung, weil sonst die Gebührenakzeptanz bei den Zuschauern nicht aufrechtzuerhalten sei. Das muss irgendwie in Vergessenheit geraten sein. An Unterhaltung für ein jüngeres (wenn schon nicht für ein junges) Publikum hat man bei ARD und ZDF scheinbar kein Interesse, wagt nicht einmal den Versuch.

Wie das aussieht, wenn man mal was wagt, hat ProSieben am Samstag mit „Schlag den Raab“ vorgemacht. Das war nicht perfekt – aber schon viel mehr, als die öffentlich-rechtlichen Mitbewerber in den vergangenen Jahren ausprobiert haben. Und hatte außerdem im Durchschnitt 3,7 Millionen Zuschauer, über viereinhalb Stunden. Danke, ARD und ZDF, für viele Erinnerungen an tolle Unterhaltungsshows, aber jetzt habt ihr offenbar ausgedient. PEER SCHADER