Spätfolge des BVG-Streiks: Mitfahrzentrale für die Großstadt

Nie mehr allein im Berufsverkehr: Das Webportal City Pendler hat sich darauf spezialisiert, Mitfahrgelegenheiten innerhalb der Städte zu vermitteln. Vor allem in Berlin scheint die Idee von zwei TU-Studenten einen Nerv zu treffen.

Daniela Buchholz muss jeden Tag nach Potsdam fahren, wo sie in Schichten in einem Hotel arbeitet. Besonders zu sehr späten oder frühen Tageszeigen sind damit viele Unannehmlichkeiten verbunden: "Die S-Bahn fährt selten, ich muss mehrmals umsteigen und lange auf den Anschluss warten", berichtet die 25-Jährige. Deswegen hat sie nach einer Alternative gesucht und ist zufällig im Internet auf die stadtinterne Mitfahrzentrale City Pendler gestoßen. "Ich habe mich registriert und ein paar Tage danach hat sich bei mir jemand gemeldet, der mich mitnehmen wollte", erzählt Buchholz.

Das kostenlose Webportal ist ähnlich aufgebaut wie herkömmliche Mitfahrzentralen. Mit einem Unterschied: die Fahrer können auf der integrierten Google-Maps Karte ihre ganze Route samt Zwischenstopps markieren. "Deutschlandweit sind über Tausend Nutzer registriert, die große Mehrheit davon für Fahrten in Berlin", erzählt Marc Schachtel, einer der Gründer von City Pendler. Die Zahl der unregistrierten Nutzer, die noch auf eine passende Mitfahrgelegenheit warten, sei noch weitaus höher.

Ihren Anfang fand die Mitfahrzentrale vor einem Jahr an einer Berliner Bushaltestelle. Die BVG-Mitarbeiter haben gestreikt, der Bus kam nicht und an der Haltestelle tummelten sich Menschen, die vergeblich versucht haben, auf ihrem alltäglichen Weg von A nach B zu kommen. Unter ihnen waren auch die zwei TU-Studenten Daniel Auener und Paul Vierkant. Sie haben die vielen Autos beobachtet, die in einer Richtung an ihnen vorbeigefahren sind. Drin saß meistens nur der Fahrer. "Dabei könnten vier Leute mit einem statt mit vier Autos unterwegs sein", dachten sich die beiden. "Innerhalb von zwei Monaten haben wir dann die Mitfahrzentrale aufgezogen", erzählt der dritte Mann im Bunde, Informatikstudent Marc Schachtel.

Dann mussten finanzielle Mittel her, um das anfangs ehrenamtliche Projekt zu professionalisieren. In der Anlaufsphase hat die Technische Universität den City Pendler aus ihrem Gründerprogramm unterstützt. Seit Februar bekommt das Webportal Finanzierung vom Green Venture Net, einem Förderer grüner Unternehmenskonzepte. Der Wunsch der Gründer sei aber, in Zukunft finanziell unabhängig zu sein. "Wir haben noch große Potenziale, neue User zu gewinnen", sagt Schachter optimistisch.

Auch Daniela Buchholz hofft, dass die Seite bald größeren Zulauf findet - bisher hat sich für sie keine dauerhafte Mitfahrgelegenheit nach Potsdam ergeben. "Aber wenn sich jemand findet, fahre ich bestimmt wieder mit", verspricht die 25-jährige.

Infos im Internet: www.citypendler.de

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