Ein Mann der Vergangenheit

WECHSELFIEBER Rudolf Polley, in Bremen eher vergessen, macht von sich reden

Es gibt ein Lebenszeichen von Rudolf Polley. Das ist insofern bemerkenswert, weil Polley eine Gestalt der Vergangenheit ist, gerade auch in Bremen – und es nie zur Hauptfigur gebracht hat: Man hatte den 70-Jährigen ganz vergessen, und ihm damit so Unrecht getan.

Den Höhepunkt seiner – an Stationen reichen! – politischen Karriere erreichte Polley ziemlich weit weg, und auch das ist schon wieder lange her: Er durfte von November 1993 bis zum 31. 7. 1994 als dessen letzter Landrat die Auflösung des sächsischen Kreises Freital begleiten, damals wieder auf CDU-Ticket. Das wiederum ist bemerkenswert. Denn seine fünf Minuten Ruhm – mit großer Story in Der Spiegel und Die Zeit sowie einer Würdigung in Christoph Butterwegges Standardwerk „Rechs-Extremisten in Parlamenten“ (1997) – hatte Polley zuvor in Bremen gehabt. Er war nämlich, obschon Kreisgeschäftsführer der Bremerhavener-CDU und Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft – am 16. 3. 1985 mit sechs weiteren UnionspolitikerInnen aus der Union ausgetreten, um den Landesverband der Republikaner zu gründen. Die damals brandneue Ultrarechts-Formation hatte so plötzlich eine Dreier-Gruppe im Bremer Landtag. Das interessierte bundesweit. Vor allem den vermeintlichen Asylmissbrauch wollten Polley & Co bekämpfen.

Bei den Wahlen gingen sie baden, und Polley entschwand über den Umweg Würzburg und CSU in die sächsische Provinz-CDU. Viel bewegt scheint er dort nicht zu haben. Das trug ihm ein Aufsichtsratsmandat in der kommunalen Wohnungsgesellschaft ein. Nun aber spült ihn doch wieder der Nachrichtenstrom nach oben: Mit zwei weiteren CDU-Ratsleuten ist er zur brandneuen AfD übergetreten und hat der eine Fraktion verschafft. Die kann nun im Freitaler Rat fordern, vermeintlichen Asylmissbrauch zu bekämpfen – und Herr Polley ist ihr stellvertretender Chef.  BES