Klimaschutz lässt sich selber machen

Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung startet die Initiative TheCompensators. Über sie kann jeder ab sofort Verschmutzungsrechte kaufen – und vernichten lassen. Die Idee: Emissionszertifkate für die Industrie werden knapp und teuer

VON MIRIAM NEEBE

Klimaschutz ist zurzeit sehr billig: Gerade mal 6,45 Euro kostet ein Emissionszertifikat an der Leipziger Strombörse. Für diesen Preis kann eine Firma eine Tonne des Klimakillers Kohlendioxid in die Luft blasen. Bei einem so niedrigen Preis lohnen sich Filtereinbau oder modernere Anlagen kaum. Damit die Industrie in Klimaschutz investiert, müssten die Verschmutzungszertifikate rar und damit teuer werden. Den Preis kann ab sofort jeder beeinflussen – indem er Emissionzertifikate kauft und anschließend vernichtet.

Dieser Klimaschutz zum Selbermachen ist neu. Bislang konnten sich nur Firmen mit Emissionsberechtigungen an der Leipziger Börse eindecken. Privatpersonen waren vom Handel ausgeschlossen. Mitarbeiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben nun eine Initiative gestartet, damit sich das ändert. Sie haben die Firma TheCompensators gegründet.

Hannah Förster vom PIK erklärt: „Wir wollen die verfügbaren Emissionsberechtigungen verknappen und so den Preis für Klimakiller in die Höhe treiben.“ Das funktioniert so: Privatleute werden Fördermitglied der Firma. Sie melden sich an und zahlen einen Mitgliedsbeitrag. Er beträgt jeden Monat den Wert von einem Emissionszertifikat. Wer will, kann die Initiative aber auch mit einer Spende unterstützen.

In jedem Fall werden von 70 Prozent des Geldes Emissionszertifikate gekauft, der Rest fließt in die Arbeit von TheCompensators. Das Team schickt den Spendern eine Urkunde, die Auskunft über die Menge der von ihnen stillgelegten Emissionszertifikate gibt. Man kann sich die Registriernummer des gelöschten Zertifikates auch auf ein Schmuckstück gravieren lassen.

Armin Haas hat TheCompensator mitgegründet. Er wollte ursprünglich nur für die Arbeitsgruppe „Globalisierung und Finanzmärkte“ am PIK zwei Tonnen Kohlendioxid kaufen und stilllegen. Es war nur so eine Idee. Doch dann stellte er fest, dass sich seine Idee nicht ganz so leicht umsetzen ließ. Es setzte bei ihm ein „Gärungsprozess“ ein, sagt Haas. Haas und Kollegen sind Volkswirte. Sie überlegten sich einen anderen Weg und gründeten im November die eigene Firma.

Bisher wurden rund 25 Tonnen Kohlendioxid über die Kompensatoren vernichtet. Die Menge ist vergleichsweise gering. Deutschland stieß im letzten Jahr 872 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus. Die Unternehmen haben für die Handelsperioden 2005 bis 2007 kostenlos Zertifikate erhalten, mit denen sie jedes Jahr 499 Millionen Tonnen in die Atmosphäre lassen dürfen. Viel zu viel, das zeigt der Preisverfall der vergangenen Monate. Der Emissionshandel ist gegenwärtig überflutet mit Zertifikaten, was den Preis an der Handelsbörse rapide in den Keller trieb.

In Zukunft will die Europäische Kommission das ändern. Für die 2008 beginnende zweite Handelsperiode hat Deutschland 465 Millionen Zertifikate pro Jahr beantragt. Die EU sagt: viel zu viel. Allenfalls 453 Millionen Aktien will sie den Deutschen zugestehen.

www.thecompensators.org