Ein Giacometti zum Abschied

Kunstsammler Heinz Berggruen zieht sich ins Private zurück. Dem von ihm begründeten Museum in Charlottenburg schenkt er aus diesem Anlass noch eine bedeutende Skulptur

Der Kunstsammler und Mäzen Heinz Berggruen zieht sich im Alter von 92 Jahren ins Privatleben zurück. Aus diesem Anlass schenkt er dem Museum Berggruen eine Skulptur von Alberto Giacometti, „Die Große Stehende Frau III“ von 1960, wie die Staatlichen Museen gestern mitteilten. Das Museum gegenüber dem Schloss Charlottenburg präsentiert mit seinem Picasso-Schwerpunkt eine wichtige Sammlung der klassischen Moderne.

Die zwei Meter hohe Bronzeskulptur, ein Hauptwerk des Schweizer Bildhauers, stand bislang als Leihgabe in der Rotunde des Stüler-Baus. Berggruen hat sie nun gekauft, damit sie auf Dauer dort bleiben kann. Mit der Schenkung feiere Berggruen das zehnjährige Bestehen des Museums und seinen 93. Geburtstag am 6. Januar, hieß es weiter. Berlin verdankt dem Sammler einen ganzen Reigen von Ausstellungen, darunter „Klee aus New York“ (1998), „Cézanne in Berlin“ (2000/2001) und „Matisse: Mit der Schere zeichnen“ (2003). Aktuell läuft noch bis zum 7. Januar „Picasso – Der Zeichner“. Seit 1996 verzeichnete das Museum 1,5 Millionen Besucher.

Heinz Berggruen, Sohn eines jüdischen Berliner Schreibwarenhändlers, war 1936 in die USA emigriert, lebte in San Francisco und später lange in Paris. Nach sechs Jahrzehnten kehrte er 1996 in seine Geburtsstadt zurück.

1980 hatte er die Leitung seiner Pariser Galerie abgegeben, um sich seiner Doppelrolle als Sammler und Händler widmen zu können. Besonders schätzt er die Werke von Cézanne, Matisse, Picasso, Klee und Giacometti. Er konzentrierte sie kenntnisreich zu einer der bedeutendsten Sammlungen weltweit.

Berggruen war mit Picasso und Matisse befreundet, er kannte Joan Miró, Max Ernst und Hans Arp. Sich selbst nannte er einmal „Kunstjäger“. Seine schönste „Beute“ findet sich im Berggruen-Museum, darunter allein 90 Picasso-Werke. Die sind so begehrt, dass sie das Pariser Picasso-Museum im Herbst in Gänze auslieh und dafür im Gegenzug für ein Vierteljahr 140 Picasso-Zeichnungen herausgab.

„Berlin soll leuchten“, hat Berggruen gesagt. Sein Entschluss, die Kunstwerke an die Staatlichen Museen zu verkaufen, hing wohl mit diesem Wunsch zusammen. Im Jahr 2000 übergab er seine auf 1,5 Milliarden Mark geschätzte Sammlung der Hauptstadt – für eher symbolischen Preis von 253 Millionen Mark. Er nannte das, drei Tage vor Weihnachten, eine „Geste der Versöhnung“. DPA