Gestra zieht es an die Autobahn

FINDORFF Die Vertreter der Firma Gestra haben sich mit dem Beirat verständigt: Mitten in Findorff soll urbanes Wohnen entstehen, wenn Gestra geht

Es gibt nur wenige größere Firmen in Bremen, mit deren Namen die meisten Bürger wenig anfangen können, „Gestra“ ist eine davon. Immerhin 400 Mitarbeiter sind bei dem Bremer Betrieb beschäftigt, der seit einigen Jahren zu der weltweit operierenden Flowserve-Gruppe gehört. Jüngst meldete Flowserve ein Auftrag aus Abu Dhabi für 7,5 Millionen Dollar – Pumpen für Ölfelder. „Überall in der Welt“, sagt die Sprecherin des Bremer Unternehmens, sei man mit Handelsvertretern präsent, das Bremer Gestra-Werk produziert spezielle Armaturen und Regelungstechnik für Kraftwerke, Chemie- und pharmazeutische Industrie.

Und Gestra will umziehen in den Technologiepark in die Nähe des Universitäts-Gebäudes „NW1“. Seit der Gründung 1902 hat die Firma ihren Sitz in Findorff zwischen Münchener und Hemmstraße. Dort wurde immer wieder umgebaut und erweitert, die Bausubstanz ist alt, die Wege verwinkelt. Zum Jahresbeginn 2012 will man in modernen neuen Räumen sein. Zu Technischen Hochschulen gibt es viele Kontakte, keine besonderen zur Bremer Universität.

Immerhin macht Gestra mitten in Findorff eine Fläche von fast zwei Hektar frei. Seit Monaten laufen die Diskussionen, was damit werden soll. Die erste Befürchtung: Der Konzern könnte die Fläche meistbietend an ein Einzelhandels-Konzern verkaufen. Die Sorge muss sich niemand mehr machen. In einem „für Bremen vorbildlichen Beteiligungsverfahren“, sagt Ulf Jacob, der Sprecher der Initiative „Leben in Findorff“, habe die Firma mit den Vertretern des Stadtteils ein Modell für die Zukunft des Geländes entwickelt. Vorbildlich, so Jacob, sei dieser Prozess insbesondere für das Gelände, das beim Klinikums Mitte frei werden soll. Das Ergebnis für Findorff: Es soll eine dichte, urbane Bebbauung geben auf dem Gelände. Zwischen den Häusern sollen die Wegebeziehungen nach dem Konzept des „shared space“ für alle zur Verfügung stehen, also eine Art großer Fußgängerzone, durch die Autos rücksichtsvoll in gebotener Langsamkeit fahren dürfen. Untergeschosse sollen als Parkhaus für 80 PKW umgebaut werden. Die Mißlerhallen auf dem Gelände sollen unter Denkmalschutz gestellt werden – nicht wegen ihrer architektonischen Schönheit, sondern wegen ihrer historischen Bedeutung.

Eventuell sollen darin nach dem Vorbild des Fundamtes Seniorenwohnungen entstehen und eine Gastronomie. Wenn es nach der Initiative „Leben in Findorff“ geht, dann sollte für die Investoren auch ein modellhaftes Energiekonzept vorgeschrieben werden. Ulf Jacob setzt dafür auf den Bausenator. Bisher gibt es aber noch keine Vorgaben, vielleicht auch mit Rücksicht darauf, dass mögliche Investoren dies als preismindernde Auflage betrachten könnten. kawe