Zimtsterne können gefährlich werden

Verbraucherminister raten zur Vorsicht: Kinder sollten nicht mehr als vier Zimtsterne am Tag essen. Die Kekse enthalten Cumarin, das die Leber schädigt. Deshalb gelten strenge Grenzwerte. Diese halten die Hersteller jedoch oft nicht ein

VON HANNA GERSMANN

Zimtsterne können gefährlich werden. Diese Warnung sprachen jetzt die Verbraucherminister der Bundesländer in einer gemeinsamen Erklärung aus. Der Grund ist Cumarin, ein Stoff, der Kekse lecker riechen lässt, empfindliche Menschen jedoch krank macht. Denn er schädigt die Leber. Im schlimmsten Fall tritt Gelbsucht auf.

Verboten werden die Zimsterne nicht. Allerdings sollten sie nur noch in Maßen gegessen werden, erklärt Jürgen Kundke vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Für Kinder sind vier Zimtsterne am Tag in Ordnung, für Erwachsene 16. Durch eine Portion Milchreis mit Zimt wird die unbedenkliche Zimtration aber schon überschritten.

Cumarin ist ein natürlicher Zimt-Bestandteil. Für Gebäck gilt europaweit ein Grenzwert von zwei Milligramm pro Kilogramm. Die Fabrikanten halten ihn jedoch häufig nicht ein. Kontrolleure aus Nordrhein-Westfalen wiesen zu Beginn des Jahres bis zu 40-mal mehr Cumarin nach als zugelassen.

Einen Rückruf gab es damals allerdings nicht, das meiste Weihnachtsgebäck war ohnehin gegessen. „Der Verzehr ist nicht unmittelbar giftig“, sagt Marie-Luise Dittmer, Sprecherin von Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU). Langfristig müsse die Belastung aber runter.

Darum habe Seehofer die Bundesländer aufgerufen, die Kontrollen zu verschärfen. Zudem habe der Minister Gespräche mit der Wirtschaft geführt. „Alle Hersteller arbeiten an weiteren Reduzierungen des Cumaringehaltes in Zimtgebäck“, erklärt der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie unverbindlich im Internet.

Theroetisch könnten Bahlsen und Co. einfach die Zimtsorte wechseln. Im Groben gibt es nur zwei Sorten. Und die Hersteller verwenden bisher zu 99 Prozent Cassia-Zimt aus China, Indonesien oder Vietnam. Sein Cumarin-Anteil ist viel höher als beim Ceylon-Zimt, der anderen Sorte. Dieser – im Geschmack nicht ganz so kräftig – ist pro Kilo auch nur 50 Cent teurer. Allerdings sei die Umstellung „nicht so einfach“, sagt Hermann Bühlbecker, Inhaber des Aachener Printenbäckers Lambertz – der taz: „Ceylon-Zimt ist nicht in ausreichender Menge auf dem Weltmarkt verfügbar.“ Ihn gibt es derzeit eher für die Weihnachtsbäckerei zu Hause – im Gewürzhandel, in Reformhäusern oder der Apotheke. Bühlbecker hält die Debatte ohnehin für übertrieben: Zimtsterne seien nur ein „saisonales Produkt“. Und das Gewürz werde seit Jahrhunderten verzehrt, „ohne dass jemand zu Schaden gekommen ist“.

„Natürlich“, so meint BfR-Sprecher Kundke, „haben unsere Großeltern auch schon mit Zimt gebacken“. In der Vergangenheit sei das Gewürz aber teuer gewesen, Hersteller hätten es sparsam verwendet. Heute stecke es hingegen in Weihnachtsgebäck, in Joghurt, Frühstückszerealien oder Nahrungsergänzungsmitteln. Die Schäden seien aber nicht von Dauer: „Die Leber regeniert sich, wenn der Mensch kein Cumarin mehr zu sich nimmt“.