Kirche gegen Sonntagshandel

Evangelische Kirche protestiert gegen weitgehende Freigabe der Ladenschlusszeiten. Zehn verkaufsoffene Sonntage im Jahr seien zu viel. Donnerstag Parlamentsdebatte

Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg hat die vorgesehene Ladenöffnung in Berlin an bis zu zehn Sonntagen im Jahr scharf kritisiert. Vor allem die Adventssonntage seien nach ihrer kirchlichen Bedeutung Tage der Erwartung und der Besinnung, eine generelle Freigabe des Warenverkaufs würde diesem Sinn zuwiderlaufen, betonte die Kirchenleitung am Montag in einer Presseerklärung.

Der Sonntagsschutz sei durch das Grundgesetz in Verbindung mit einem aus der Weimarer Reichsverfassung übernommenen Artikel garantiert und könne nicht durch eine Änderung des Ladenschlussgesetzes zur Disposition gestellt werden, meint die Kirchenleitung. Der jetzige Gesetzentwurf kehre den besonderen Schutz des Sonntags in die völlige Freigabe um. Dies sei aus Sicht der Kirchenleitung „keineswegs hinnehmbar“, heißt es in der Erklärung. „Der Sonntag ist als Tag des Gottesdienstes, der Muße und der Besinnung zu erhalten.“

Landesbischof Wolfgang Huber meinte dazu ergänzend, durch die in Berlin vorgesehenen erweiterten Ladenöffnungen am Sonntag würden Menschen nur noch zu Konsumenten gemacht. „Eine Stadt, die zehn Sonntage für den Kommerz freigeben will, zeigt, dass die Wertedebatte keinen Rang für sie hat.“ Der evangelische Bischof Huber und der katholische Kardinal Georg Sterzinsky hatten sich in einem gemeinsamen Schreiben bereits am 20. Oktober in dieser Frage an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und die anderen Senatsmitglieder gewandt.

Das Abgeordnetenhaus will sich auf seiner konstituierenden Sitzung an diesem Donnerstag mit der weitgehenden Liberalisierung des Einkaufszeiten im Berliner Einzelhandel befassen.

Eine Verabschiedung des Gesetzes in der jetzigen Fassung würde nach Auffassung der Evangelischen Kirche „auch die Pflicht des Gesetzgebers zur vorherigen Anhörung eklatant verletzen“. dpa, taz