Weiter nach dem Ausstieg

LITERATUR & STROM Nach dem Ende der Vattenfall Lesetage macht das Festival „Lesen ohne Atomstrom“ weiter

Der Gegenwind wehte dann doch zu stark. „Mittlerweile haben sich andere Lesefestivals in Hamburg etabliert“, begründete Vattenfall-Manager Pieter Wasmuth im vergangenen Herbst das Ende der „Vattenfall Lesetage“. In den letzten vier Jahren hatten bis zu drei Literaturfestivals gegen die vom Stromunternehmen gesponserten und veranstalteten Lesetage protestiert und das Engagement der Schweden als Greenwashing und Kulturmissbrauch kritisiert. Und schließlich waren dem Atomkonzern mit den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen, dem NDR oder Kampnagel nahezu alle Partner abhanden gekommen.

Neben den „HEW* Lesetagen“ haben sich auch die „Erneuerbaren Lesetage – Lesen ohne Atomstrom“ entschieden, trotzdem weiterzumachen und weiterhin für den Ausstieg aus dem Atomstrom zu werben. Deren vierte Ausgabe präsentiert von Dienstag bis Sonntag elf Veranstaltungen, Eintritt muss dafür niemand zahlen: Die beteiligten Leseorte von der Zentralbibliothek über die Laieszhalle bis zum Ohnsorg-Theater stellen ihre Bühnen mietfrei zur Verfügung, alle Beteiligten treten ohne Gage auf, die Kosten decken eine ganze Reihe von Förderern.

Das Programm ist in diesem Jahr prominent besetzt. Zum Auftakt treffen die englischen Bestsellerautoren Robert und Edward Sidelsky – der Ökonom und sein Sohn, der Philosoph – auf den Begründer des Alternativen Nobelpreises, Jacob von Uexküll, die Ökonomen Niko Paech und Christian Felber sowie auf den Schauspieler Rolf Becker. Außerdem zu Gast: Bestsellerautor Frank Schätzing, die Kabarettisten Urban Priol, Werner Schneyder und Henning Venske, die Tatort-Schauspieler Miroslav Nemec und Walter Sittler sowie Sams-Erfinder Paul Maar.

Besonderer Tipp für taz-Leser: Am Sonntag liest der Bassbariton Thomas Quasthoff Texte seines jüngeren Bruders Michael. Der 2010 verstorbene Journalist war zuletzt Redakteur des hannoverschen Regionalbüros der taz und regelmäßiger Autor der taz-Satireseite „Die Wahrheit“.  MATT

■ Di, 22. 4. bis So, 27. 4., div. Orte, Infos und Programm unter www.lesen-ohne-atomstrom.de