Hochwasser-Stege im ersten Stock

KLIMAWANDEL

„Wer nicht will deichen, der muss weichen“, ist ein uralter Satz an der Küste. Doch das Rezept ist nur noch bedingt zukunftstauglich. Denn der Klimawandel wird künftig größere Herausforderungen an den Küstenschutz stellen, steigende Meerespegel und immer häufigere Hochwasser auf den Flüssen werden mit turmhohen Deichen und Dämmen nicht zu begrenzen sein.

Und deshalb empfahl der Abschlussbericht des Forschungsprojekts „Klimzug-Nord“ (Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten), der am Mittwoch in der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) vorgestellt wurde, verstärkt andere Lösungen umzusetzen. Häuser sollten künftig hochwassersicher gebaut werden, durch Fluttore für Türen und Fenster sowie die automatische Abschottungen von Gebäuden ließen sich Flutschäden in Grenzen halten. Ansatzweise wird dieses Konzept bereits in der Hamburger Hafencity erprobt, wo großflächiger Überflutungsschutz und Fluchtwege auf Stegen im ersten Stock allgegenwärtig sind.

In dem mehr als 130 Seiten starken Abschlussbericht mit dem Titel „Kursbuch Klimaanpassung“ empfahlen die 170 Experten von „Klimzug“ zudem, großflächig Überflutungsräume an den Flüssen zurückzugewinnen. So müssten an der speziell untersuchten Unterelbe die Gebiete mit Tideeinfluss ausgeweitet werden, um die negativen Folgen von Deichbau und Fahrrinnenvertiefungen zu lindern. Deshalb sollten „zusätzliche, tidebeeinflusste Flachwassergebiete“ und somit Überflutungsräume an den Flussläufen geschaffen werden.

Die Alternative wäre, dass die Menschen sich zunehmend von Ufern und Stränden zurückziehen – das indes dürfte weder für Hafenstädte noch für Badeorte ein gangbarer Weg sein.  SMV