Ein Oberst für die Linke

MEINUNGSFREIHEIT Angehörige der Bundeswehr dürfen nur begrenzt sagen, was sie über Militärpolitik denken – daran will Oberst Rose sich nicht anpassen

Militärische Ausbildung u.a. in Fort Bliss in Texas / USA,

Pädagogikstudium an der Hochschule der Bundeswehr,

1988-1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter u.a. an der Akademie der Bundeswehr für psychologische Kriegsführung und dem George C. Marshall European Center for Security Studies,

2003-10 Socken zählen im Wehrbereichskommando IV / München.

Am 15. März 2007 bat Rose aus Gewissensgründen um Entbindung von allen Aufgaben gebeten, die mit dem Einsatz von Tornado-Jets in Afghanistan zu tun haben

Die Linke, auch die Partei „Die Linke“, ist traditionell gegen (fast) alles, was aus „Amerika“ kommt. Am Mittwoch hatte die Partei als Kronzeugen für ihre Kritik an der Militärpolitik der Bundesregierung ausgerechnet einen Mann der Bundeswehr geladen. „Meine beiden Großväter waren Offiziere, mein Vater Jagdflieger“, sagt Jürgen Rose. Dass er zur Armee gehen würde, lag insofern in der Familie. Inzwischen ist er gegen seinen Willen dienstunfähig geschrieben – „Anpassungsstörung“ ist die Diagnose.

Dass er sich „vorsätzlich, charakterlich oder krankheitsbedingt nicht anpassen“ will, so die schwammige Fach-Definition, betrachtet Rose als seine Meinungsfreiheit, die er auch als „Bürger in Uniform“ reklamiert. Inzwischen klagt er dafür vor dem Europäischen Gerichtshof, weil das Bundesverfassungsgericht die Dienstpflichten der Bundeswehr als Einschränkung des Grundrechtes interpretierte.

Was Jürgen Rose seit Jahren in Konflikt mit „seiner“ Bundeswehr treibt, sind Meinungen, die in der Linken weit verbreitet sind. Ärgerlich für die Bundeswehr ist also dasselbe, was Rose für die Linke so attraktiv macht: Da ist einer von der anderen Seite, der ihre Auffassung eloquent und lautstark vertritt.

Am 2. Oktober 1997 schrieb Rose in der FAZ ein langen Beitrag unter der Überschrift „Die Allgemeine Wehrpflicht ist nicht mehr zu halten“. Im Grunde das, was Verteidigungsminister Theodor zu Guttenberg heute sagt. Rose wurde damals disziplinarisch belangt und „zum Sockenzählen abkommandiert“.

Heute ist Rose mit einer radikalen Kritik an den Auslandseinsätzen der Bundeswehr unterwegs. Die KSK der Bundeswehr kämpft derzeit mit den Spezialeinheiten der USA in Afghanistan außerhalb des Isaf-Mandats: „Das internationale Recht sieht sowas nicht vor.“ Den Spezialkräften traut er alles zu – auch, dass sie die beiden Tankwagen bei Kundus wie „Lockvögel“ den Entführern zugeführt hätten, in der Hoffnung, sie würden eine Spur ins Lager der Taliban legen.

Rose ist dafür, das die ausländischen Truppen Afghanistan sofort verlassen – „militärisch gibt es da nichts zu gewinnen“, sagt er. Politisch auch nicht – „stellen Sie sich einmal vor, 1945 wären die Chinesen bei uns einmarschiert, um uns ihre Werte nahezubringen“.

In diesem Weltbild gibt es vor allem einen Bösen – die USA. Die Taliban, so Roses Hoffnung, sind nicht mehr dieselben wie vor zehn Jahren, sie würden auch Mädchenschulen im Rahmen friedlicher westlicher Aufbauhilfe zulassen. kawe