„Unser taz-Spot gehört ins Kino“

Jens Junker und Philip Haucke haben den First Steps Award erhalten. Das Sieger-Interview

.taz: Herzlichen Glückwunsch zum First-Steps-Award! Wie waren denn bei der Preisverleihung die Reaktionen auf euren Spot?

Jens Junker: Super. Selbst wenn wir den Preis nicht gekriegt hätten, wären die Publikumsreaktionen schon Auszeichnung genug gewesen. Die Leute haben tierisch gelacht.

Philip Haucke: Dabei kam uns natürlich sehr entgegen, dass der ganze kleine Clip gezeigt werden konnte und nicht nur Ausschnitte wie in den anderen Kategorien. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass viele ihn noch aus dem Kino oder aus Erzählungen von Freunden kannten und aus dem Internet, wo er ja auch nach dem Verbot immer noch kursiert.

Toll, dass sich das Verbot im Internet nicht durchsetzen lässt, oder?

Haucke: Klar, allerdings hat der Spot bei youtube ganz eindeutig nicht seine Bestimmung gefunden. Er ist fürs Kino konzipiert und gehört genau da auch hin.

Junker: Toll an youtube ist aber, dass du da sehen kannst, wie viele Leute den Spot gesehen haben und wie sie ihn finden, nämlich sehr gut.

Wie ist die Zusammenarbeit mit der taz zustande gekommen?

Haucke: Die taz wollte billig eine gute Idee, hat deswegen den Kontakt zu den Werbeabteilungen der Filmhochschulen gesucht und uns die Möglichkeit gegeben zu zeigen, was wir können.

Junker: Das kommt immer wieder vor. Die Firmen hoffen, an den Filmhochschulen freiere Köpfe zu finden als in Werbeagenturen. Allerdings hat der Kunde bei uns auch weniger Mitspracherecht als wenn er eine teure Agentur beauftragen würde: Nur wer viel zahlt, darf auch viele Entscheidungen fällen.

Haucke: Im Endeffekt wäscht also eine Hand die andere.

Wie ist die Spot-Idee entstanden?

Haucke: Die taz hat uns sehr frei gebrieft: Wir wollen einen Kinospot. Es gab keine Beschränkungen, keine Richtungsvorgabe. Dann haben wir uns hingesetzt und das Produkt definiert: Was ist die taz? Wer liest sie? Mit welchen Gegensätzen kann man spielen?

Junker: So sind wir irgendwann bei der Gegenüberstellung von Bild und taz und in der Trinkhalle gelandet.

Haucke: Jens kommt aus dem Pott und ich aus der Nähe von Düsseldorf, so dass uns dieses Milieu sehr vertraut ist. Aber diese Büdchenkultur gibt’s in Bayern gar nicht. Deswegen haben wir auch lange nach einem Drehort gesucht und uns schließlich den Kiosk selbst gebaut – in einer alten Tramstation.

Was hat euch daran gereizt, für die taz zu werben?

Haucke: Die taz hat ein Image, ein Profil. Sie ist also was anderes als ein Papiertaschentuch, wo du als Werber viel weiter ausholen musst. Je mehr Profil eine Marke hat, desto besser und präziser kannst du mit ihr arbeiten und ein passendes Konzept finden, um die Marke ins richtige Licht zu setzen.

Wofür steht die Marke taz?

Haucke: Schau dir den Spot an. Dafür ist er da.

Spiegel -Chefredakteur Stefan Aust hat gesagt, der Spot sei zwar witzig, aus ihm spreche aber auch „die Arroganz der Linken“.

Haucke: Werbung soll unterhalten und Werbung hat viel mit Humor zu tun. Wenn man sich gern unterhalten lassen möchte, muss man auch eine Portion Humor mitbringen.

Junker: Sich abzugrenzen, ist ja nicht zwangsläufig eine Form von Arroganz. Die Bild-Zeitung oder der Spiegel positionieren sich ja auch.

Was denkt ihr über die humorlose Reaktion des Axel-Springer-Verlags, euren Spot verbieten zu lassen?

Junker: Wenn das wirklich ernst gemeint ist, versteh ich’s überhaupt nicht. Ich sehe zwischen Bild und taz so wenige Gemeinsamkeiten, dass es keinen Futterneid geben kann. Erklären könnte ich’s mir nur so, dass der Marketingleiter der taz zufällig den Bild-Marketingleiter getroffen und ihn um eine Einstweilige Verfügung gebeten hat: Das tut euch nicht weh und wir haben einen supergeilen Werbeeffekt daraus – aber so war’s wohl nicht.

Haucke: Hinzu kommt, dass die Charaktere in dem Spot alle liebenswürdig und sympathisch sind. Insofern haben wir ja auch Werbung für die Bild und ihre Leser gemacht. Wir hatten eigentlich die Idee, vier Folgen in diesem Kiosk-Setting zu drehen, für jede Jahreszeit eine neue Episode. Diese schönen Ideen werden jetzt wohl leider erst mal nicht das Licht der Welt erblicken.

Junker: Wir warten aber auf den Antwort-Spot der Bild. Der steht immer noch aus. INTERVIEW: DAVID DENK