Haute Cuisine is’ nich’

KOCHSHOW Hans Dampf kocht seit zehn Jahren im Offenen Kanal Tide. Eine Parodie auf Biolek, Mälzer & Co.

Kochen im Fernsehen ist vor allem zweierlei: perfekte Vorbereitung und Show. Hans Dampf pfeift auf Ersteres und interpretiert das Zweite auf seine Art. Keine kleinen Schälchen, in denen die Kräuter fein gehackt und das Dressing angerührt sind, kein „Ich hab’ da mal was vorbereitet“.

Hans Dampf, zu sehen in „Tide TV“, dem offenen Kanal Hamburgs, fängt von vorn an beim Sauerkraut. Er nimmt den Weißkohl und ein Messer in die Hand und beginnt zu hobeln. Ein Haufen hauchdünner Späne baut sich vor ihm auf. Nach fünf Minuten wird es anstrengend. Hans Dampf ist 67 Jahre alt. Er japst, stützt sich mit den Händen ab. Pause. – Spannend ist das nicht, auch kein Feuerwerk der Unterhaltung. Doch plötzlich greift er nach pinken Damenhanteln und sportelt los. „Die Damenhantel ist für uns zum Kohlschneiden eine sehr gute Vorbereitung“, sagt er.

Hans Dampf kocht deutsch: Eierkuchen, Kartoffelpuffer, Wirsingrollen – keine Jakobsmuscheln an Fenchelschaum. Angetan haben es ihm die Gewürze. Er süßt mit Zuckern aus vier Kontinenten („alle außer Europa“) und sagt Dinge wie: „Nur feinste Salze nehmen, sonst dürfen Sie sich nicht beschweren, wenn’s nicht schmeckt.“ Er blickt mit einem Ernst in die Kamera, dass man fast darauf hereinfällt.

Sein „Studio“ ist seine eigene Küche in Hamburg-Winterhude. Sie erinnert eher an eine Studentenbude als an ein steriles Koch-Labor: neun Quadratmeter, ein simpler Elektroherd, ein Puschelherz an der Wand. In der Mitte der lange Hans Dampf, der eigentlich Jürgen Isenbart heißt.

Angefangen hat er, weil er ins Fernsehen wollte – ein Kontrast zu seinem Job als Zahntechniker. Mittlerweile habe er eine kleine, eingeschworene Fangemeinde, sagt er. „Und, na ja, ich wollte dieses alberne Kochen im Fernsehen ein bisschen verscheißern.“

Das tut er auch, zum Beispiel mit seiner Spezialität aus Plön, dem „Plöner“. Er höhlt ein riesiges halbes Bauernbrot aus und füllt es mit Salat, Tomaten, Zwiebeln, Joghurt-Knoblauch-Soße und in Chips panierten Fleischbällchen – „Plöner zum Gehen. Plöner to go.“ Er nähert sich dem Ausgang der Küche und versenkt dabei seinen Kopf im Riesendöner wie ein Pferd im Trog. Die Eieruhr scheppert – die Show ist vorbei. EMILIA SMECHOWSKI