Shitstorm der Frei.Wild-Fans

NACH ANGRIFF

Auf dem Angriff folgen die Anfeindungen: Der grüne Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler wird auf seiner Facebook-Seite wegen seiner Kritik an der Band Frei.Wild beschimpft und bedroht. „Schade dass er dich nicht ermordet hat, hätte mich erfreut, du linkes Stück Dreck“ und „Hättest mal richtig aufs Maul bekommen sollen“ ist gängiger Tenor in den Kommentaren.

„Was hier passiert, ist der Versuch der Einschüchterung“, sagt Kindler. Über 900 Reaktionen löste allein bis Freitag ein von Kindler geposteter Bericht über den Angriff auf ihn aus. Am vergangenen Samstag war der haushaltspolitische Sprecher der Grünen in Hannovers Stadtteil Linden von einem jungen Mann unter Beschimpfungen –„antinationaler Wichser“, „Vaterlandsverräter“ – geschubst und geschlagen worden. „Bist du Sven von den Grünen? Hast du nicht auf der Anti-Frei.Wild-Kundgebung gesprochen?“, soll der Mann, Mitte Zwanzig, zuvor gefragt haben.

Im November 2013 hatte der 28-jährige Politiker auf einer Kundgebung gegen das Konzert der Südtiroler Band im Capitol gesprochen und vor dem „völkischen Nationalismus“ der Band um Philipp Burger gewarnt. Auf Facebook wird ihm diese Kritik vorgehalten: „Frei.Wild ist nicht rechts ... Leute wie du haben es nicht anders verdient“, heißt es, oder: „Soll doch froh sein, dass er als Volksverräter nicht erschlagen wurde.“

Kritiker der Band geraten oft in Shitstorms. Im März 2013 erfuhr die Band Mia wegen ihrer Vorhaltungen zur Nominierung von Frei.Wild für die Verleihung des Musikpreises Echo diese virtuelle Reaktion. Allerdings auch die englische Sängerin M.I.A. Frei.Wild-Fans hatten bei Facebook nicht so genau gelesen. Die Kommentare bei den Bands waren kaum anders als bei Kindler. Einschüchtern will er sich aber nicht lassen: „Es bestärkt mich darin, weiter darauf aufmerksam zu machen, dass weder die Band noch die meisten ihrer Fans harmlose, unpolitische Musiker und Musikfans sind.“  AS