CDU auf den Mond

Das „Raumfahrtprogramm der CDU Deutschland“ kommt von der Bremer CDU. Geschrieben haben es Bremer Raumfahrtunternehmer. Sie fordern: mehr Geld für Raumfahrt. Dem „weltweiten Trend zurück zum Mond“ zuliebe

Man muss das verstehen. Um ein solches Papier, wie es hier vorliege, zu verfassen, entschuldigt der Bremer CDU-Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek, müsse man schon Experte sein. Es ist ein „Strategiepapier zur Raumfahrtpolitik in Deutschland“, herausgegeben von der Bremer CDU, das dritte seit 1978, und als kleinen Griff in die Zukunft trägt es bereits den Titel „CDU Raumfahrtprogramm“. „Autor“ des Papiers, und das ist wohl der Grund für Kastendieks Entschuldigung, ist ausweislich des Impressums die „OHB-System AG, Bremen“, vertreten durch deren Geschäftsführer Manfred Fuchs.

Die wiederum ist, neben Astrium/EADS das zweitgrößte Bremer Raumfahrt-Unternehmen. Rund 170 Millionen Euro setzt die gesamte Fuchs-Gruppe im Jahr um, einen erklecklichen Teil davon im Raumfahrtbereich. „Die CDU Deutschland tritt für die Erhöhung des Raumfahrthaushaltes ein“, lautet Punkt eins des CDU-Raumfahrtprogramms, Abschnitt „Handlungsbedarf“. Ein CDU-Bundesparteitag soll das demnächst offiziell absegnen.

„Sie wissen ja, ich bin ein alter CDU-Hase“, sagt Fuchs. Weswegen der Professor auch den Vorsitz des CDU-Arbeitskreises „Forschung und Technologie“ innehat. Weitere Mitglieder: Vertreter von EADS und Astrium sowie deren Vorgängerin ERNO. Es sei „Tradition, dass wir so langfristige Raumfahrt-Programme erstellen“, und diese seien auch auf Bundesebene „fast immer wörtlich übernommen“ worden.

Zwar reiste der für Raumfahrt zuständige Minister, anders als einst Heinz Riesenhuber (CDU), für die Präsentation des Papiers diesmal nicht an die Weser. Doch Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) bekommt es Anfang August persönlich überreicht: beim Besuch bei OHB in Bremen.

Es gebe einen „weltweiten Trend zurück zum Mond“, konstatierte Fuchs. Deshalb sei es unumgänglich, das nationale Raumfahrtprogramm des Wirtschaftsministeriums von 150 auf 200 Millionen Euro im Jahr zu erhöhen, um 60 auf dann 600 Millionen Euro „ausgebaut“ werden müsse auch der deutsche Beitrag für die European Space Agency (ESA). „Wenn da was von abspringt, dann ist es gut“, so Fuchs.

Neben der Forderung nach mehr Geld formulierten die CDU-Raumfahrer so genannte „Leitlinien“. „Raumfahrt bedarf einer ausgewogenen Industriepolitik“ heißt es da, und: „Der Staat entscheidet und verantwortet durch seine Förderung die strategische Ausrichtung der Raumfahrt.“ Armin Simon