Das Potenzial von Holz, Stroh und Raps

ÖL III Pflanzen könnten bis 2020 ein Viertel des Mineralöls in Deutschland ersetzen, meinen Experten

BERLIN taz | Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko nimmt die Branche der erneuerbaren Energien zum Anlass, um für die verstärkte Nutzung nachwachsender Rohstoffe zu werben.

Mit heimischen Energiepflanzen und Pflanzenresten wie Stroh oder Restholz könnten bis 2020 rund 20 Prozent des in Deutschland verwendeten Mineralöls ersetzt werden, schätzt Undine Ziller von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). Rechne man Importe von Biomasse aus dem Ausland hinzu, könnte sogar ein Viertel erreicht werden.

Dazu sei es notwendig, die Anbauflächen für Pflanzen für die energetische und die stoffliche Nutzung auszuweiten, sagte Andreas Schütte von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe. Zurzeit stehen dafür auf den rund 11,8 Millionen Hektar Ackerflächen in Deutschland etwa 2,1 Millionen Hektar zur Verfügung. Um 20 Prozent des Öls zu ersetzen, müsste diese Fläche verdoppelt werden, prognostizierte Schütte. Auch auf den Einfluss der Politik wiesen die Lobbyisten hin. So plädieren sie unter anderem dafür, die Beimischungsquote für Biotreibstoff zum normalen Sprit zu erhöhen. Allerdings ist der Biolobby auch klar: „Wir können die fossilen Energieträger nicht ganz ersetzen.“

Das hat unter anderem mit Problemen zu tun, die aus der Verwendung der Biokraftstoffe selbst erwachsen. Es gibt immer wieder Streit über die vermeintlichen Vor- und Nachteile. Die AEE stellt die Sache so dar: „Die Emissionen bleiben stets unter denen von Diesel und Benzin.“ Umweltorganisationen sehen das jedoch anders. Mitunter erzeugten intensiver Anbau, Transport und Verarbeitung ähnliche Klimaschäden wie Erdöl.

Ein Vorteil des Biotreibstoffs aber ist unbestritten: Man muss ihn nicht aus der Tiefsee an die Oberfläche pumpen und die Verseuchung ganzer Meere riskieren. HANNES KOCH