männer & andere zwischenstufen (III)
: Wayne Rooney

Der Sexappeal der WM. Heute Wayne Rooney (sprich: Runie), geboren 1986 in Croxteth/Liverpool, spielt für England

War das ein Genuss vor zwei Jahren bei der EM in Portugal: Endlich ein Mann unter den Engländern, der das unerträgliche Metrosexualitätsgetue – Mann fönt sich, mann stylt sich, mann gibt sich schwul, mann heiratet klassisch, im Falle David Beckhams ein Spice-Girl – vergessen lässt.

Er heißt Wayne Mark Rooney, ist mittlerweile 20 Jahre alt und die Perle des proletarischen Soccer-Englands. An ihn heften sich Phantasien, die eher gar nicht in Parfümerien angesiedelt sind, sondern in Puffs & Pubs.

Rooney, ein „Vorortbursche mit kleinen Segelohren am roten Bulldoggenschädel“ (respektvoll entzückt die FAZ), hat den englischen Fußball mit Glamour bereichert – ein Stampfer, Kämpfer, klar, auch Athlet, außerdem Torschütze (bei der EM traf er vier Mal), außerdem inzwischen steinreich.

Der Sohn eines Boxers und einer Schulaushilfskraft ist in Croxteth aufgewachsen, einem Viertel Liverpools, grau und schmutzig, rau im Sound, gering die Chance, es zu was zu bringen, was Kohle einbringt und ein besseres Leben. Im Schulklub Copplehouse begann er. Überlieferungen zufolge war er ein rüder Kerl, der seine Mannschaftskameraden anschnauzte, wenn sie einen Ball vergeigten und gegnerische Verteidiger malträtierte.

Er sieht furchterregend dann aus, wenn sein Antlitz Züge der typische Rooneyschen Cholerik zeigt. Und doch ist dieser Mann ein Idol, man liebt ihn in England, Männer seine Kumpeligkeit und Experten seine von der Kraft lebende Spielkunst. Und Frauen lieben ihn, The Sun weiß es, weil einer wie Rooney eben nicht den Frauenversteher gibt, sondern sie allenfalls begehrt. Und die begehren ihn.

Rooney, der niedliche Protz, hat beim ersten Besuch eines Puffs ordentlich wie beim Arzt in einem Wartezimmer Platz genommen. Aber er ist mit Kulleraugen und Lippen ausgestattet, die weder schnullerig noch strichschmal sind: So einer tänzelt nicht ängstlich um die Abgründe seiner Wünsche herum – sondern sucht sie zu verorten. Und das als Körper schlechthin, der auf dem Platz andeutet, dass Trieb nur ein unzulängliches Wort für Begierde ist: Ein lustvoller Spieler, keiner, der Ästhetik für einen Selbstwert hält.

Rooney könnte schon bald feist werden, wie einst Paul Gascoigne. Macht nix: Mit diesen blauen Äuglein wird man ihn nie für einen präsuizidalen Panzer halten. Dafür mag Wayne Rooney sich, die Frauen und den Fußball viel zu sehr. JAF

Rooney zum Anschauen: England – Schweden (heute, 21 Uhr)