Augen zu und durch

FUSSBALL-WM Südafrika zittert um seine WM: Die eigene Mannschaft steht vor dem Aus, der soziale Unmut wächst, es droht ein Blackout. Die Regierung ruft zu guter Laune auf

BERLIN taz | Südafrikas Regierung macht sich Sorgen um den Erfolg der Fußball-WM. Nachdem die Nationalmannschaft Bafana Bafana ihr zweites Gruppenspiel verlor und wohl nur noch durch ein Wunder die Vorrunde überstehen kann, rief die Regierung die Südafrikaner dazu auf, weiter gute Gastgeber zu sein und eine „tolle Atmosphäre“ zu garantieren. „Dies ist nicht der Zeitpunkt, sich zurückzuziehen“, mahnte Regierungssprecher Thamba Maseko. „Schließlich ist dies immer noch unsere WM.“

Schockiert hatten Südafrikas Fans die Niederlage gegen Uruguay aufgenommen. Ein Fan in Johannesburg, der gestern zu spät zur Arbeit kam, gab als Begründung an, er habe sich auf einer Beerdigung befunden: „Die Bafana Bafana sind gestorben.“

Die sportliche Enttäuschung gesellt sich zu einer grassierenden sozialen Unzufriedenheit über nicht erfüllte Hoffnungen auf einen WM-Aufschwung. Dies macht sich aktuell an den Protestaktionen des Personals privater Sicherheitsfirmen vor den WM-Stadien fest. Die Beschäftigten wurden inzwischen größtenteils entlassen.

Gestern scheiterten außerdem Tarifverhandlungen beim staatlichen Strommonopolisten Eskom. Die Belegschaft droht, zu streiken und dem ganzen Land, damit auch der WM, den Strom abzuschalten. Während Südafrikas Regierung hofft, der soziale Unmut im Land werde für die Dauer der WM Pause machen, sehen manche radikalen Gruppen die WM offenbar als Plattform, sich Gehör zu verschaffen. D.J.

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