Die Kunst der offenen Fragen

MUSEEN Die Zukunft der Weserburg bleibt bis Ende 2014 weiter unklar. Sie muss mehr mit der Kunsthalle kooperieren – von Fusion will keiner mehr reden

Am Ende soll es „keine Verlierer“ geben, verspricht die Politik

Eine „enge Kooperation“ zwischen Weserburg und Kunsthalle soll es werden, eine Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“. So hat es die Kulturdeputation gestern einstimmig beschlossen. Von einer Vereinigung der beiden Museen indes will jetzt keiner mehr reden. Dabei hatte noch vor wenigen Tagen der Vorsitzende des Kunstvereins, also des Trägers der Kunsthalle, öffentlich über einen gemeinsamen Direktor beider Häuser sinniert. Und natürlich käme für Georg Abegg nur der Chef seines Hauses in Frage. Zumal die Weserburg ja gerade gar keinen Direktor hat.

Bis zum kommenden Jahr soll nun ein „Gesamtkonzept“ für die Gegenwartskunst ausgearbeitet werden, das Weserburg und Kunsthalle, aber auch die Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK), die Städtische Galerie im Buntentor, das Studienzentrum für Künstlerpublikationen und das Künstlerhaus berücksichtigt. Es sollen „alle Optionen“ geprüft werden, sagte Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD), und es soll „keine Verlierer“ geben. Bis Ende 2014 müsse Immobilien Bremen prüfen, ob die Weserburg einen Neubau nahe der Kunsthalle bekommen oder saniert werden soll. Was letzteres kostet, ist trotz der langen Debatte um das Museum noch unklar. Allein die Arbeiten am Fundament – die Bremen zahlen muss – kosten rund 2,5 Millionen Euro.

Vor diesem Hintergrund findet Emigholz eine vertiefte Kooperation von Weserburg und Kunsthalle „sinnvoll“. Zugleich lässt sie offen, wie weit diese gehen soll – die Rede ist von „geschärften Profilen“ und „abgestimmten Konzepten“. Ferner sollen die „organisatorischen und personellen Möglichkeiten“ der Zusammenarbeit „untersucht“ werden. Kunsthallen-Direktor Christoph Grunenberg versprach, ein Konzept zu erarbeiten, was auf mehreren Ebenen zu „weitreichende Synergien“ führt – und gab zugleich den „Erhalt“ der Weserburg als Sammlermuseum als „Ziel“ aus.

Peter Friese, der kommissarische Direktor der Weserburg, machte sich erneut für die „Eigenständigkeit“ seines Hauses „ohne Bevormundung durch andere Institutionen“ stark. Unterdessen plant der Weserburg zusammen mit der GAK, dem Studienzentrum für Künstlerpublikationen sowie eventuell dem Künstlerhaus für kommendes Jahr ein großes gemeinsames Ausstellungsprojekt – um so den Standort auf dem Teerhof zu stärken. GAK-Direktorin Janneke de Vries lobte ihn gestern erneut als „hervorragend“.

Friese will ferner die Vermittlungsarbeit in Stadtteilen wie Tenever und Kattenturm stärken, im März eine Ausstellungsreihe mit „Jungen Sammlern“ eröffnen und die Ausstellung der jährlich mit dem Preis der Hollweg-Stiftung geehrten Meisterschüler der Bremer Kunsthochschule fest in der Weserburg etablieren.

Ob in einem Neubau neben dem Wagenfeld-Haus überhaupt Platz für die GAK sowie das Studienzentrum wäre – ist zumindest fraglich. Und ob die dorthin ziehen wollen, auch. Dennoch soll die Idee einer „Ausstellungshalle für Gegenwartskunst“ gleichberechtigt mit dem Plan einer Sanierung des Teerhofs geprüft werden.  JAN ZIER