der rechte rand
: Jagd auf die Antifa

Die Fotos auf der Website sind neu. Nicht neu ist die Methode: Auf ihrer Internetpräsenz posten die „Freien Nationalisten Altmark West“ Bilder von Journalisten, die in Lüneburg und Halberstadt die Neonaziaufmärsche dokumentierten. In den vergangenen Monaten intensivierten Neonazis ihre „Anti-Antifa“-Aktivitäten. Im Visier sind derzeit vor allem Fotografen, die über die Szene berichten.

Diese Woche veröffentlichten Neonazis erneut Bilder von Journalisten aus dem Norden. Ergänzt mit Postanschrift, Telefonnummer und Angaben zur Wohnsituation. „(Sie) hat sich gedacht, wenn sie (…) bei Mama wohnt, lassen sie ‚böse Nazis‘ in Ruhe, hehe“, hieß es zu einer Journalistin. „Vorkehrungen sind schon lange getroffen“ sagt die. Ein weiterer Betroffener meint: „Das soll einschüchtern, war aber zu erwarten.“

Die Daten hatten die Neonazis vermeintlich geschickt auf eine linke Website gelegt. Sie wurden jedoch, kaum bemerkt, von den Moderatoren gelöscht.

Immer wieder machen Rechte Informationen zu „Schweinejournalisten“ öffentlich – meist unter falscher Adresse und mit abgewogenen Formulierungen. Verängstigt und bedroht sollen die Journalisten werden, ohne das die Neonazis polizeilich verfolgt und strafrechtlich belangt werden können.

Die Altmark-Gruppe meldete zur Sicherheit ihre Domain bei einem US-amerikanischen Neonaziserver an. Über die Logfiles können Ermittler aber dennoch die Verantwortlichen finden. Der Strafverfolgung will die Gruppe, die in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen agiert, sich auch entziehen, wenn sie betont, fett hervorgehoben: „Wir wollen nicht zur Gewalt aufrufen!“ Es folgt der Dank für „das umfangreiche Bildmaterial“ und der Hinweis, leider nicht alles veröffentlichen zu können, „da es verboten ist, Portraitfotos ohne Einverständnis“ zu zeigen. Diesen juristischen Tipp befolgen die Neonazis jedoch selbst nicht.

Die Aufnahmen der Anti-Antifa-Fotografen entstehen bei öffentlichen Auftritten der NPD und der Freien Kameradschaften. „Scheiß Presse“, schimpfen die Rechten bei den Märschen und stoßen Drohungen aus wie „Dich kriegen wir auch noch.“ Oft stellen die Anti-Antifas ihren Kameraden die Journalisten gleich namentlich vor. Nicht ohne Folgen, die Vorgestellten werden oft verstärkt verbal und körperlich angegangen, mal werden sie gestoßen, mal wird auf ihre Kamera eingeschlagen.

Auch Rechte aus dem Neonazizentrum Heisenhof haben schon öfter Journalisten angegriffen. Vor dem Amtsgericht Verden beginnt heute der Prozess gegen einen ehemaligen Heisenhofer. Der Neonazi fuhr 2004 mit einem Auto gezielt einen Fotografen an. Der sei „über die Haube geflogen“, berichtete ein Augenzeuge damals.