Mahnmal für Sinti wird gebaut

Nach jahrelangem Streit einigen sich der Bund und der Zentralrat der Sinti und Roma auf den Bau eines zentralen Mahnmals südlich des Reichstags. Auf eine übergeordnete Inschrift wird verzichtet

Von Rolf Lautenschläger

Das zentrale Mahnmal zur Erinnerung an den Mord der Nazis an den Sinti und Roma kann gebaut werden. Die „Kontroverse“ zwischen dem Bund und dem Zentralrat der Sinti und Roma ist beigelegt. Nach einem Gespräch gestern zwischen Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und Romachef Romani Rose wurde eine „konsensuale Einigung“ erzielt, wie Neumann sagte. Danach wird das Mahnmal nach den Plänen von Dani Karavan – in Form eines runden Brunnens mit einem Obelisken in der Mitte – südlich des Reichstags realisiert. Davor werden in einer Gravur die Orte der Vernichtung der Sinti und Roma aufgezählt. Neumann: „Eine übergeordnete Inschrift, wie lange Zeit diskutiert, erfolgt an dieser Stelle aber nicht.“ Stattdessen würden „zusätzliche Tafeln der Erinnerung und zur Information“ eingerichtet.

Nach Aussage Neumanns wird die „zentrale Inschrift“ vor dem Brunnen nun lauten: „Wir gedenken aller Roma, die dem planmäßigen Mord der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind.“ Am Ende der Informationstafeln, die chronologisch über den Völkermord aufklären, sollen zwei Zitate von Alt-Bundespräsident Roman Herzog und Alt-Kanzler Helmut Schmidt stehen. Herzog hatte 1997 die Parallele zwischen Juden und Sinti und Roma gezogen, Schmidt 1982 erstmals die Ermordung der Sinti und Roma als Völkermord bezeichnet.

Romani Rose zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis des Gesprächs und verwies auf die Bedeutung des übergeordneten Zitats. Er sei froh, dass endlich zwischen dem Zentralrat und der Bundesregierung eine Einigung erzielt worden sei.

Bereits vor dem Gespräch bei Neumann über das zwei Millionen Euro teure Mahnmal hatte der Zentralrat vorgeschlagen, auf eine weiterführende Inschrift direkt am Denkmal zu verzichten. In der Vergangenheit war es deswegen immer wieder zu Streit zwischen dem Bund und dem Zentralrat gekommen. Der Rat der Sinti und Roma hatte darauf bestanden, dass am Mahnmal nicht nur auf den Völkermord an ihrer Volksgruppe durch die Nazis hingewiesen werden sollte, sondern auch darauf, dass die Verbrechen 1933 bis 1945 aus den gleichen rassistischen Gründen geschahen wie beim Holocaust. Das Zitat sollte als Inschrift verwandt werden – was aber bei den im Bundestag vertretenen Fraktionen und Exkulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) auf Ablehnung gestoßen war. Stattdessen favorisierte Weiss eine vom Bund ausgearbeitete Inschrift. Den darin verwendeten Begriff „Zigeuner“ wies der Zentralrat allerdings als Diskriminierung scharf zurück.

Dem Völkermord an den Sinti und Roma dürften in der NS-Zeit nach Schätzungen unabhängiger Historiker weit über 100.000 Menschen zum Opfer gefallen sein.