Chris Huhne, reich und radikal

Er ist einer der reichsten Abgeordneten im britischen Unterhaus. Chris Huhne, der neue Minister für Energie und Klimawandel, hat sein Vermögen als Wirtschaftsberater in der Londoner City gemacht. Der 55-jährige Politiker der Liberalen Demokraten und seine griechische Frau Vicky Pryce, ebenfalls eine Wirtschaftsexpertin, besitzen sieben Häuser in Großbritannien sowie Ferienhäuser in Frankreich und Griechenland.

Dennoch habe er „Spesen für fettarme Milch (62 Pence), Schokoladenkekse (79 Pence), Teebeutel (89 Pence) und einen Busfahrschein (3,20 Pfund)“ abgerechnet, lästerte der Daily Telegraph. Huhne hat seinen Etat aber nur zu 17 Prozent ausgeschöpft, und die 119 Pfund für einen Hosenbügler hat er zurückgezahlt, nachdem sich die Zeitungen darüber mokiert hatten.

Huhne studierte Französisch an der Sorbonne in Paris sowie Philosophie, Politik und Wirtschaft am Magdalen College in Oxford. Er war damals Chefredakteur der Studentenzeitung Isis und schrieb einen Artikel, in dem er das Experimentieren mit Opium befürwortete. Nach dem Studium arbeitete er als Wirtschaftsredakteur für den Guardian und den Independent, bevor er eine Wirtschaftsberatung gründete. 1980 und 1989 war er Finanzjournalist des Jahres.

Von 1999 bis 2005 saß er im Europa-Parlament, bei den Wahlen 2005 zog er als Abgeordneter für Eastleigh ins Unterhaus ein. Er wäre gerne Chef der Liberalen Demokraten geworden, wurde aber jeweils nur Zweiter hinter Menzies Campbell im Jahr 2006 und hinter Nick Clegg im Jahr 2007. Wäre ein Sack mit 1.300 Briefwahlstimmen in der Post nicht aufgehalten worden und zu spät für die Abstimmung gekommen, hätte Huhne gewonnen.

Er tritt für radikale Steuererhöhung für Umweltverschmutzung ein, um die Steuern für die unteren Einkommensschichten senken zu können. Huhne steht allerdings vor einer schwierigen Aufgabe: In sein Ressort fällt die Atomkraft, die die Liberalen eigentlich ablehnen. Das dürfen sie auch weiterhin, haben ihnen die Tories zugestanden. Aber sie dürfen das Gesetz nicht blockieren, das neuen Atomkraftwerken den Weg ebnet. RALF SOTSCHECK

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