Aus Rot wird Braun – Irrweg eines Querulanten

Schon bei den Montagsdemos galt Andreas Wagner als schwierig und narzisstisch. Nun versucht er, ob er bei der NPD besser ankommt

DRESDEN taz ■ Als ob die WASG nicht schon genug Ärger mit ihren Landesverbänden hätte – nun dient sich mit Andreas Wagner aus Chemnitz auch noch ein Mitglied des Bundesvorstands der NPD an.

Pressesprecher Holger Szymanski bestätigte in Dresden, dass es sich bei dem neuen „sozialpolitischer Berater“ der NPD-Landtagsfraktion in Sachsen um Wagner handelt. Er soll morgen der Presse vorgestellt werden. „Mir sind seit einigen Wochen Kontakte Wagners zur NPD bekannt“, sagte Szymanski. Enrico Stange, bis vor kurzem Sprecher des WASG-Landesverbandes Sachsen, spricht von einer längeren Inaktivität Wagners in seiner Partei: „Es gibt seit einem halben Jahr keine Verbindung mehr.“

Als junge und in der Formierung begriffene Partei könne man nicht für alle Mitglieder garantieren, sagte Stange und verwies auf den Fall Horst Mahler. Der inzwischen weit nach rechts gedriftete Rechtsanwalt war einmal Mitglied der Grünen. „Nach unserer Satzung sind wir konsequent antirassistisch und antifaschistisch“, so Stange. Die geplante Vereinigung mit der Linkspartei sieht er durch den Übertritt nicht erschwert. Der WASG-Landesvorstand Sachsen hat den Parteiausschluss Wagners bereits beschlossen.

Der 46-jährige Wagner wurde in Gelsenkirchen geboren und lebt seit 1992 in Sachsen. Er arbeitet inzwischen als selbstständiger Handelsvertreter. Politisch fiel er erstmals 2004 auf – als einer der Hauptorganisatoren der Chemnitzer Montagsdemos.

Doch nach einer Weile schloss ihn der Organisatorenkreis aus. Wagner galt als ausgesprochen schwierig, narzisstisch und wenig kooperativ. Ehemalige Weggefährten bezeichnen ihn sogar als „Psychopathen“. Wagner wandte sich daraufhin der alternativen Wahlperspektive des Gewerkschafters Sieghard Bender zu, die zur Kommunalwahl 2004 in Chemnitz angetreten war. Auch hier fiel er als Quertreiber auf. Er landete schließlich bei der WASG. Hier stieg er dank seiner Redegewandtheit zwar bis in den Bundesvorstand auf, gehörte aber zu den entschiedenen Gegnern einer Fusion mit der Linkspartei.

Auch seine Liaison mit einer ehemaligen PDS-Stadträtin nahm kein gutes Ende. Wegen einer Messerattacke nach der Trennung ist nun Klage eingereicht worden. Wagner werden gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Der Beschuldigte war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. MICHAEL BARTSCH