kurzkritik: kommissar kötzas erster fall
: Königsmord mit Stil

Europäisches Format hat in Bremens Kulturleben – die Comic-Produktion. Das wissen nur wenige, denn sie ist sehr klein: Sie beschränkt sich bisher aufs hoch dekorierte „Panel“-Team. Holger Weyrauch, seit drei Jahren Bremer, gehört nicht dazu – hätte aber ins Programm gepasst: Sein selbst verlegtes Debüt-Album glänzt mit wunderbar bizarrer Story, persönlichem Strich und 1a-Absurditäten. Größtes Manko: der Titel. „Kommissar Kötza“, das ist bestens. Aber die Episode heißt „…und sein Arsch in der Zeitung“: Nervender Plakat-Vulgarismus à la Flensburg.

Dabei hat Weyrauch keinen Flaschbier-Humor. Und ist gerade dann besonders stark, wenn er die Porno-Neigung von Erwachsenen-Comics persifliert: Kötza, Ermittler in einem Königsmordfall, und eine unbekannte Rothaarige in grüner Korsage kommen einander näher. Und näher. Ein Bild zeigt knallrote Lippen. Das nächste einen unpathetischen Schnurrbart. Die folgenden Felder sind: grau. Der Text empfiehlt, sie aufzurubbeln, aber nur, „wenn Sie über 18 sind“. Am Ende landet der Täter hinter ganzseitigen Gittern. Und lässt den nächsten Fall der Kripo Bülz dringlich erhoffen. bes

Holger Weyrauch, „Kommissar Kötza“. In ausgewählten Buchläden, 96 Seiten, 12,30 Euro, ISBN-3-00-018452-X