Eine Familie im Visier der Nazis

WIDERSTAND „Stolpersteine“ in Neukölln zum Gedenken an Else und Emil Linke und ihre Kinder

Am heutigen Donnerstag ab 16 Uhr verlegt der Künstler Günther Demnig in der Böhmischen Straße in Neukölln fünf Stolpersteine für Else und Emil Linke und deren drei Kinder.

Das Ehepaar lebte seit 1924 in Neukölln, sie waren als aktive KommunistInnen bekannt. Als die SA 1931 in der Richardstraße 35 ein Lokal einrichtete, initiierten sie Proteste. Der Naziladen im Vorderhaus der als „Richardsburg“ bekannten Mietskaserne wurde von vielen BewohnerInnen als besondere Provokation angesehen. Schließlich war das Gebäude mit fünf Hinterhöfen eine Hochburg der linken Parteien. BewohnerInnen klagten über ständige Provokationen der SA.

Darin liegt auch der Grund, dass die Richardsburg eine deutschlandweit wohl einmalige Aktionsform entwickelte: den antifaschistischen MieterInnenstreik. Die BewohnerInnen gründeten einen Mieterrat, an dem SozialdemokratInnen, KommunistInnen und Parteilose beteiligt waren, und verweigerten die Mietzahlungen bis zur Schließung des Naziladens. Fast täglich gab es antifaschistische Straßenproteste. Dabei wurde im Oktober 1935 der Wirt des SA-Ladens Heinrich Böwe von einem Querschläger getroffen und starb.

Die Linkes standen besonders im Visier der Nazis und flüchteten bereits 1933 über Prag nach Moskau. Dort wurde Emil Linke 1938 Opfer des stalinistischen Terrors. Eine Tochter starb 1945 an Typhus, der älteste Sohn kam 1947 bei einem Arbeitsunfall ums Leben. In der Galerie Olga Benario in der Richardstraße 104 wird der jüngste Sohn, Wolfgang Linke, ab 19.30 Uhr über das Leben seiner Eltern berichten. Musikalisch wird die Veranstaltung von der Gruppe Band Cosma begleitet. Der Schlagzeuger ist ein Urenkel der Linkes und lebt heute in Neukölln. PETER NOWAK