Asbest: neue Vorwürfe

SORGLOS-SANIERUNG Die Mieter einer Saga-Wohnanlage in Altona sollen seit Wochen gefährlichen Stäuben ausgesetzt sein. Saga sucht und findet nichts

Der Senat gibt zu, dass die Kontrollen zwar nicht angekündigt, aber durchaus kalkulierbar gewesen seien

Die Kritik an der Asbestsanierung einer Saga-Wohnanlage in der Eckernförder Straße reißt nicht ab. Der Mieter Michael Stein erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen die Baufirma. Bei Arbeiten an der Balkonbrüstung sollen Mieter nicht ausreichend vor Asbest geschützt worden sein. Die Arbeiter hätten Teile der Balkonbrüstung unverpackt im Außenflur gelagert. Ein von ihm angefertigtes Video soll das belegen. Zu sehen sind graue Betonplatten, die in etwa ein Meter lange Teile geschnitten wurden und an der Brüstung lehnten. Einige versperrten den Fluchtweg in der 16. Etage des Wohnhauses.

Seit Wochen versucht der Mieter der Baufirma unsachgemäßes Arbeiten bei der Sanierung nachzuweisen. Etliche Fotos hat er gemacht und Videos gedreht. In einer von Stein genommenen Probe fand der TÜV Asbest. Der Senat beschwichtigte: Bei Ortsbesichtigungen durch das Amt für Arbeitsschutz seien keine Verstöße gegen geltende Bestimmungen festgestellt worden.

Sollte es sich bei den gefilmten Betonplatten jedoch tatsächlich um die Balkonbrüstung handeln, wäre die Sorge berechtigt. Vor zwei Jahren wurde in diesen Teilen Asbest festgestellt. Das geht aus einer Antwort des Senats an den Grünen-Abgeordneten Olaf Duge hervor. Auch bestätigt der Senat, dass von Asbestbauteilen eine Gesundheitsgefährdung ausgeht, sobald diese bearbeitet werden. Eine Gefährdung hänge jedoch von Dauer und Konzentration der Belastung ab und werde durch den Einsatz von Restfaserbindemittel „minimiert“.

Die Saga habe das Freiräumen der Fluchtwege bereits veranlasst, teilte deren Sprecherin Kerstin Matzen mit. Die Saga werde das künftig regelmäßig kontrollieren und den Mietern zusätzliche Ansprechpartner für die Abendstunden nennen. Nach Steins Hinweis habe sie die aufgeschnittenen Bauteile und den Baustaub untersuchen lassen. „Es wurde kein Asbest gefunden“, sagt Matzen.

Für Duge stand zudem die Vermutung im Raum, dass die Baufirma von den vorangegangenen Kontrollterminen wusste. Er stützte sich dabei auf Aussagen der Mieter, die kurz vor den Ortsbegehungen „hektische Reinigungsarbeiten“ beobachtet haben wollen. Der Senat gibt nun zu, dass die Kontrollen zwar nicht angekündigt, aber durchaus kalkulierbar gewesen seien.

Die Grünen wollen jetzt die Sitzung des Umweltausschusses abwarten, sagt Christian Trede, Referent für Stadtentwicklung. „Dort werden sich Vertreter der Saga und der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt öffentlich äußern müssen“. Der Termin ist für Montag, den 23. September angesetzt.  MIKE