SCHNULLER BIS VIER
: Snullafee kann mich ma

Muttersein für Einsteiger

VON LUCIE MARSHALL

Sam hat trotz seiner 3 Jahre und 8 Monate noch einen Schnuller. Nein, um ehrlich zu sein: drei Schnuller.

„Brauche drei Snullas, eine für Mund, eine halte ich auf Nase und andere in Hand.“ Tagsüber hat er keinen, aber sobald er müde wird kommt der herzerweichende Ruf: „Snullaaa, Mama!“

Ich weiß, dass er sich mal langsam davon verbschieden sollte. Keiner seiner Freunde hat mehr einen. Ich bin nur so ein Weichei und schaffe es nicht es durchzuziehen. Stattdessen moderiere ich seit Wochen vorsichtig die Schnullerfee an. Allerdings ist mein Unterfangen nicht besonders von Erfolg gekrönt …

„Sam“, starte ich abends im Bett einen neuen Versuch. Wir haben gerade ein Buch zu Ende gelesen. Er ist mit seinen drei Schnullern bewaffnet. „Ich habe dir doch von der Schnullerfee erzählt …“ Er döst schon und grunzt als Antwort zurück.

„Also, die Schnullerfee braucht langsam mal deine Schnuller. Es sind so viele neue Babys da und sie hat bald keine mehr.“

Sam erinnert mich an ein Krokodil, das in der Sonne döst. Ich kenne doch meinen Sohn. Der bereitet den Gegenschlag vor.

„Mama“, sagt er ganz ruhig, „wieso brauche Snullafee alle Snullas?“ O. k., o. k., o. k., Lucie, jetzt nicht Falsches sagen: „Die Schullerfee kann nicht mehrmals kommen. Die hat echt viele Termine. Sie kommt nur einmal und nimmt dann alle mit.“ Die Antwort war nicht so schlecht, Lucie, lobe ich mich selber.

Das Krokodil schaut mich an: „Aber, Mama, man musse doch teilen. Du sagst, imma teile!“

Oh, verflucht, er schlägt mich mit den eigenen Waffen. Ich weiß darauf keine Antwort und deshalb übergehe ich die Frage.

„Sam, die Schnullerfee bringt dir doch auch ein Geschenk mit.“ Bestechung geht eigentlich immer. Vor allem, weil er gerade so auf Dinos steht. Sein Freund Luis hat eine riesige Dino-Sammlung und Sam nölt mir jeden Tag die Ohren voll, dass es so gemein ist, dass er nur einen hat. „Also, wir könnten die Schnullerfee doch fragen, ob sie dir dafür einen Dino mitbringt.“

Sam schaut mich an: „Drei Dinos.“ Mann, der wird mal Basarkönig oder geht an die Börse. „Zwei“, kontere ich. Er überlegt weiter.

„Mama, Snullerfee muss gar nicht kommen. Ich sreibe Weihnachtsmann. Der soll Dinos mitbringe.“ Damit dreht er sich zur Seite und schläft ein.

Ich verkneife mir laut loszulachen. Der ist aber auch clever mit seinen knapp vier Jahren, denke ich und bin richtig stolz auf ihn. Den wird man später in der Sahara aussetzen können und er findet den Weg zur Party. Wahrscheinlich wird er schiefe Zähne haben, aber ansonsten muss ich mir keine Sorgen um ihn machen.

■ Tanya Neufeldt alias Lucie Marshall schreibt hier über den zauberhaften Wahnsinn, der über uns hereinbricht, wenn frau Kinder bekommt. luciemarshall.com