Hey Playgirl!

Der hübsche Junge aus der Fußgängerzone – aber nackt: Das „Glück“-Magazin macht Porno für Mädchen und auch sonst alles richtig

Von Andrea Edlinger

Lecker – das ist für die meisten gutes Essen. Nicht so für Elke Kuhlen und Nicole Rüdiger: Besser als Essen finden sie nackte Jungs und haben deshalb die erste Ausgabe ihres Pornoheftes für Mädchen Lecker genannt. Was sie nicht wussten: Der Heinrich-Bauer-Verlag gibt unter dem selben Titel ein Heft mit Kochrezepten heraus. Prompt wurde den Kölnerinnen untersagt, den Namen weiterhin zu benutzen – damit es zu keinen Verwechslungen kommt. Für die zweite Ausgabe ihres Heftes, das vor wenigen Tagen erschienen ist, haben sie einen neuen Namen gefunden: Lecker heißt jetzt Glück. Dieses Mal aber haben Elke Kuhlen und Nicole Rüdiger den Namen schützen lassen, um nicht wieder eine böse Überraschung zu erleben.

Die beiden Kölnerinnen wollen mit ihrem Heft eine Alternative bieten sowohl zu herkömmlichen „Mädchen-Heften“ als auch zum Playgirl. „Der deutsche Frauenmagazinmarkt ist total traurig“, sagt Elke Kuhlen. „Es geht da immer nur um die richtige Frisur, 15 Make-up- und 36 Flirt-Tipps und um weiter nichts. Von nackten Jungs will ich gar nicht erst sprechen. Denn wenn man die überhaupt zu sehen bekommt, dann sind das immer bloß diese muskelbepackten Jungs am Bergsee wie im Playgirl.“

Das Vorhaben, ein anderes, eigenes Magazin zu machen, entstand in einem gemeinsamen Urlaub, als den beiden Freundinnen ein unglaublich attraktiver Mann auffiel. Wie man den nackt zu sehen bekommen könnte, fragten sie sich und kamen so auf die Idee für ihr Magazin: Man müsste ihn fragen, ob er sich für ein Heft wie Glück ausziehen will. Sie habe die Urlaubsbekanntschaft zwar nie nackt gesehen, sind dafür aber mit einem guten Konzept nach Hause gekommen.

Die Männer, die jetzt in Glück posieren, sehen in der Tat nicht nach Chippendale-Verschnitten aus, sondern vor allem: ziemlich normal. Man könnte sie am Strand oder in der Fußgängerzone treffen – sieht man mal von Vincent Gallo ab, der in der ersten Ausgabe zum „coolsten Typ ever“ gewählt wurde. Unverblümt und ohne inszenatorischen Schnickschnack sind die Fotos, Fetisch-Faktor: eher gering. Und dennoch – oder gerade deshalb – sind sie äußerst lecker anzusehen.

Erfrischend sind auch die Textbeiträge des Heftes: Statt über die ewig gleichen und ewig spießig-hohlen Magazinformeln für „den besten Sex“ spricht in Glück eine Frau über ihre Erfahrungen mit den Lick-Jobs diverser Jungs. In einem Gespräch begeben sich die 31-jährige, heterosexuelle Miriam und der schwule Maui auf die „Suche nach dem männlichen und weiblichen Prinzip in ihrem Sexleben“ und tauschen sich über ihre Vorstellungen von Schönheit aus.

Glück zeigt anderen Sex, aber es gibt in dem Magazin auch anderes als Sex. In der Rubrik „Schnickes, den wir brauchen“ werden lustige und nicht immer unbedingt brauchbare Produkte von jungen deutschen Designerlabels vorgestellt. Die Band Test-Icicles ist im Interview – ebenso wie Charlotte Roche, die sich als Lecker/Glück-Fan outet. Von der ersten Ausgabe hat sie gleich drei Exemplare bestellt und sich über den indiskreten Versand des Heftes amüsiert: aus dem Sichtfenster des Briefumschlags lugte ein nackter Männerarsch.

Hinter dem Glück-Heft steht kein Verlag. Layout und Texte kommen von Freunden und Bekannten, Spaß ist den Macherinnen wichtiger als Geld. Noch sind die Vertriebswege ziemlich eingeschränkt – man erhält das Heft nur in wenigen Buchläden und kann es online unter www.gluecksheft.de bestellen.

Den großen Markt haben die Kölnerinnen mit ihrem Pornomagazin für Mädchen aber ohnehin nicht im Visier. „Unser Heft ist ganz klar ein Nischenheft“, sagt Elke Kuhlen. Aber man möchte – nicht nur im Interesse der Herausgeberinnen – dann doch hoffen, dass diese Nische recht weit ist.