Ein Bild von einer Ziege

LAND Brandenburger Bauern protestieren in Berlin gegen die Bodenprivatisierung

„Die Vergabepraxis ist intransparent, die Bodenpreise sind überhöht“, sagt die Bäuerin

Strohballen liegen am Rande des Gehwegs in der Schönhauser Allee. Darin stecken Mistgabeln, Harken und Schippen, ein Mann mit Dreadlocks verteilt Flugblätter. Der Text darauf prangert „die fatale Bodenvergabepraxis in Brandenburg“ an und weist darauf hin, wer diese Praxis ausführe: die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG). Deren Geschäftsstelle liegt genau hier, in einem fünfstöckigen Gebäude am U-Bahnhof Schönhauser Allee, vor dem am Mittwoch knapp 40 Bauern und Aktivisten demonstrieren. Gegenüber dem BVVG-Eingang weht ein Transparent: „Bodenverschacher- und -versteppungs GmbH“.

Seit 1992 verkauft und verpachtet die BVVG im Auftrag des Bundes ehemals volkseigene Land- und Forstwirtschaftsflächen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie ist eine Nachfolgeorganisation der Treuhand.

In der Schönhauser Allee erklärt die Bäuerin Julia Bar-Tal, 32 Jahre alt, Passanten und Journalisten ihre Kritik an der BVVG. Ihr von einem Kollektiv betriebener Hof Bienenwerder bei Müncheberg, knapp 50 Kilometer östlich von Pankow, soll sich weiterentwickeln und würde gern von der BVVG ausgeschriebene Flächen kaufen. „Aber die Vergabepraxis ist dermaßen intransparent und die Bodenpreise sind so überhöht, dass kleine Betriebe wie wir keine Chance haben“, sagt Bar-Tal. Hinter ihr schaukeln Postkarten an einer Wäscheleine im Wind, sie zeigen Fotos von Bienenwerder: ein Traktor, ein Kräuterbeet des Hofes, die Milchziegen. „Wir versuchen mit unserem Hof zu zeigen, wie sich das Bedürfnis nach regionalen und nachhaltig erzeugten Lebensmitteln erfüllen lässt“, sagt Bar-Tal. Primär sei nicht mal der Kauf der vakanten Flächen ihr Ziel. „Sie sollten vielmehr in öffentlichem Besitz sein, damit die Bevölkerung vor Ort entscheiden kann, wer sie nutzen darf.“ Doch derzeit gehe es um große Intensivbetriebe und Investoren statt um Artenvielfalt und kleinbäuerliche Landwirtschaft.

Eine BVVG-Sprecherin widerspricht später gegenüber der taz den Vorwürfen. „Die Argumente werden seit Jahren vorgetragen, und sie sind seit Jahren falsch“, sagt sie. Großinvestoren interessierten sich nicht für die Flächen, diese seien für sie viel zu klein. Außerdem sei die BVVG die falsche Adresse für Protest – sie führe schließlich nur Bestimmungen des Bundes aus.

SEBASTIAN PUSCHNER