„Es gibt zehn Dimensionen“

Vortrag Eine Physikerin erklärt, warum man mit vier Dimensionen das Universum nicht versteht

■ 39, ist habilitierte theoretische Physikerin und lehrt als Lecturer an der Jacobs University Bremen.

taz: Frau Hartmann, wie viele Dimensionen hat unsere Welt?

Betti Hartmann: Bewiesen ist, dass wir vier haben: Höhe, Breite, Länge, Zeit.

Zeit?

Ja, das spielt im alltäglichen Leben nicht so eine Rolle, da erscheint die Zeit als abgetrennt von den anderen drei Dimensionen. Aber nach der Relativitätstheorie werden diese eins, sobald sich etwas mit einer Geschwindigkeit nahe der Lichtgeschwindigkeit von 300.000 Kilometern in der Sekunde bewegt. Beim GPS-System, das für Navigationen benutzt wird, braucht man die Relativitätstheorie, um Korrekturen vorzunehmen. Ohne diese könnte man Punkte nur auf einige Kilometer genau orten.

Das erscheint kompliziert genug – und jetzt soll es sechs weitere Dimensionen geben?

Mindestens sechs. Die brauchen wir, wenn wir das ganze Universum erklären wollen, und der beste Kandidat dafür ist die String-Theorie.

Und die verlangt nach weiteren Dimensionen?

Ja. Es geht darum, dass wir momentan noch nicht erklären können, wie Gravitation auf der Ebene kleinster Teilchen funktioniert, und dafür brauchen wir weitere Dimensionen, die so klein sind, dass wir sie nicht sehen können. Ich erkläre das gerne mit der Seiltänzerin und der Fliege. Die Seiltänzerin kann sich in aller Regel auf dem Seil nur vor und zurück bewegen – die Fliege aber zusätzlich auf allen Punkten einmal um das Seil herum.  INTERVIEW: EIB

11 Uhr, Haus der Wissenschaft