„Sie brauchen die Gage“

JAZZ Nach dem Aus des legendären Birdland wird es donnerstags weiterhin Jam Sessions geben

■ 26, ist Opernsängerin und Gesangslehrerin. Sie veranstaltet ehrenamtlich Jazzkonzerte in Hamburg.

taz: Frau Gerull, Sie laden Jazzmusiker zu Jam Sessions in den Club Keteke ein. Wollen Sie das Birdland, das ein paar Häuser weiter schließen musste, ersetzen?

Ayleen Gerull: Das könnte man nur durch einen Club ersetzen. Aber der Pianist Buggy Braune und ich wollen jetzt, da unser Birdland schließt, eine Jazz-Veranstaltungsreihe ins Leben rufen. Im Birdland gab es immer donnerstags eine Jam Session: Zuerst spielte eine Band und dann konnten Jazzmusiker dazukommen Daran wollen wir anknüpfen.

Sie übernehmen also den Donnerstagabend?

Ja. Buggy Braune unterrichtet Klavier an der Hochschule für Musik und Theater. Für seine Studenten ist es sehr wichtig, dass es diese Livekultur gibt. Bei den Jam Sessions lernen sie sich kennen und Musiker müssen Orte haben, an denen sie sich entwickeln können. Es reicht nicht, einmal im Jahr für ein Jazz Festival gebucht zu werden …

die von der Stadt gefördert werden. Kritisieren Sie das?

Ich finde es gut, dass es die Jazz Festivals gibt. Aber gäbe es auch für kleinere Clubs Kulturförderung, müssten die Betreiber dort nicht so viel von ihrem Leben reinstecken. Ich arbeite ehrenamtlich im Theater Foolsgarden und sehe hier, was es bedeutet, einen Club zu führen. Die Betreiber sind 24 Stunden im Dienst.

Ende Oktober schließt auch das Foolsgarden. Auch hier haben Sie jeden Montag Jam Sessions veranstaltet.

Die Besitzerin muss ihren Laden aus gesundheitlichen Gründen schließen. Wenn jemand wie sie ausgebrannt ist, ist es sehr schwer, einen Menschen zu finden, der diese Lücke ausfüllt.

Wie sind Sie auf den Club Keteke gestoßen?

Der Ladenbesitzer hat uns angesprochen. Er sagte: „Hey, kommt doch zu uns rüber, ihr Jazzmusiker. Ich zahle euch auch was.“ Wenn jemand dazu bereit ist, ist es für mich Ehrensache, zu helfen. Denn wenn das Birdland schließt, fallen wöchentlich drei Gigs aus, bei denen Jazzmusiker vorher engagiert werden konnten. Doch die brauchen die Gage: Musiker können nicht nur vom Eintrittsgeld leben. Mit der Veranstaltungsreihe will der Club Keteke jetzt testen, ob das Publikum umzieht. Und wenn es gut läuft, soll es ab September dort freitags und samstags richtige Konzerte geben – mit Gage. Viele Musiker haben schon zugesagt. Sie sind es ja eh gewohnt, donnerstags in die Gärtnerstraße zu gehen.  INTERVIEW: KLU

Jam Session: 20 Uhr, Club Keteke, Gärtnerstraße 126