Schummel-Sprengstoffdetektor ADE 651: Bombengeschäft mit der Wünschelrute

Eine südenglische Firma machte eine Diebstahlsicherung zum Sprengstoffdetektor. Der Irak hat im Jahr 2008 mehr als 19 Millionen Pfund für die Geräte ausgegeben.

Iraks Premierminister Maliki bei einem Pressestatement zu den Schummel-Sprengstoffdetektoren. Bild: ap

DUBLIN taz | Es ist angeblich ein Universalgerät. Das ADE-651 der Firma ATSC aus der südwestenglischen Grafschaft Somerset soll nicht nur Sprengstoff aufspüren können, sondern auch Waffen, Munition, Drogen, Elfenbein und Trüffel. Man müsse lediglich eine entsprechende Karte einsetzen, um den Suchgegenstand zu programmieren. Dabei spiele es keine Rolle, ob das Gesuchte hinter einer Wand, im Boden oder unter Wasser versteckt sei. Es funktioniere auf einen Kilometer Entfernung, von einem Flugzeug aus sogar aus einer Höhe von drei Kilometern.

In Wirklichkeit spürt der Detektor gar nichts auf. Das hat eine Untersuchung der BBC am Freitag ergeben. Zuvor hatte der US-amerikanische Zauberkünstler James Randi das Gerät bereits im Auftrag der New York Times untersucht. Er bot ATSC danach eine Million Dollar, wenn die Firma nachweisen könne, dass es funktioniert. Die US-amerikanische Zeitung schickte außerdem Testpersonen mit Waffen und Munition durch neun Kontrollpunkte im Irak. Die Konterbande wurde nirgendwo entdeckt.

Das konnte sie auch gar nicht, meint der Sprengstoffexperte Sidney Alford. Das Gerät verfüge weder über Mikroprozessoren noch über irgendeinen Speicher. Der eingebaute Sensor sei nur eine Diebstahlsicherung, wie sie in Kaufhäusern benutzt werde.

Der ATSC-Geschäftsführer Jim McCormick wurde am Freitag wegen Verdachts auf Betrug festgenommen, später aber gegen Kaution freigelassen. Der 53-jährige Expolizist verteidigt sein Gerät. Es sehe zwar etwas unsolide aus, sagt er, aber es funktioniere genau wie eine Wünschelrute. Der Detektor benötigt keine Batterien, er besteht lediglich aus einer schwenkbaren Antenne mit Griff und Sensor.

Der Export ist seit heute untersagt. Da der Detektor aber nicht unter Militärtechnologie fällt, kann die britische Regierung die Auslieferung nur in den Irak und nach Afghanistan stoppen, da dort das Leben britischer Soldaten auf dem Spiel steht. Der Irak hat im Jahr 2008 mehr als 19 Millionen Pfund für die Geräte ausgegeben. Während der Irak 45.000 Pfund pro Gerät hinblättern musste, bekamen es andere Länder schon für 15.000 Pfund.

Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte mit britischem Understatement: "Tests haben ergeben, dass die Technologie, die im ADE-651 benutzt wird, nicht geeignet ist, Bomben aufzuspüren."

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