Ein exklusives Kraut

Aus Speick, einer Pflanze in den Kärntner Nockbergen, wird ein ätherisches Öl für Naturkosmetik gewonnen

Eine Blume mit länglichen dunkelgrünen Blättern und unscheinbaren kleinen gelben Blüten: die Speick-Pflanze, lateinisch Valeriana celtica, birgt ihr Geheimnis in den Wurzeln. Aus denen lässt sich ein ätherisches Öl gewinnen. „Speick ist ein Baldrian, wirkt aufs vegetative Nervensystem aber nicht nur entspannend, sondern auch anregend“, erklärt Caterina Graziosa, von „Speick Naturkosmetik“. Das Unternehmen verwendet die Pflanze seit über 77 Jahren als Basis ihrer Pflegemittel.

Selbst Jesus soll dem Hersteller zufolge von Maria Magdalena mit dem kostbaren Speicköl gesalbt worden sein. Die wohltuende Wirkung des Alpenkrauts ist zumindest schon länger bekannt. Wiederentdeckt für die Neuzeit hat sie Walter Rau, der Gründer von Speick-Kosmetik. Der Stuttgarter Konzern besitzt nun die weltweiten Exklusivrechte auf den Speick-Baldrian. Der steht nämlich seit 1936 unter Naturschutz. Nur zwei Bergbauern in den Kärntner Nockbergen haben derzeit die Erlaubnis, den Speick zu ernten.

Das „Speick-Stechen“ ist für diese Bauern eine wichtige Zusatzeinnahme zum sonst eher kargen Almbetrieb. Erntezeit ist August, wenn die Blätter des Heilpflänzchens langsam gelb werden. Der Boden wird aufgelockert und die Pflanze wird herausgezogen. Die Bauern müssen beim Ernten darauf achten, dass Teile der wertvollen Wurzel im Boden bleiben. So wird dafür gesorgt, dass der Speick nicht ausstirbt.

Nach der Ernte werden die Pflanzen zunächst zwei bis drei Wochen getrocknet. Etwa sechs Kilogramm müssen für ein Kilogramm getrockneten Speick gepflückt werden. Schon beim Trocknen entfaltet sich der für den Speick typische intensive Geruch. Herb-würzig, eine Mischung aus sehr natürlich-kräuterig und Rasierwasser.

Im Mittelalter sollen kleine Vergehen gar mit dem „Speick-Arrest“ bestraft worden sein: Schon nach einem kürzeren Aufenthalt in dem Raum, wo der Speick getrocknet wird, haftet einem nämlich der Geruch der Pflanze noch wochenlang an. Die getrockneten Wurzeln werden zwei Wochen lang in einer Mischung aus Glycerin und Alkohol eingelegt. So wird das ätherische Öl herausdestilliert.

Zwei Drittel des Gesamtsortiments der Firma Speick, etwa 20 Produkte, werden mit dem Speicköl hergestellt. Seit 2001 tragen die Produkte das BDIH-Gütezeichen „Kontrollierte Naturkosmetik“. So ist Speick auch auf der BioFach vertreten – um einige Neuheiten ihrer Bodyline zu präsentieren.SOPHIE DIESSELHORST