LORCH & SEIDEL
: Ich zähle bis Eins und falle in den Schlaf

„Invasive Plants“, die dreiteilige Serie von Dafna Kaffeman, wirkt so still wie eindringlich: Weiße Filze in der Größe eines Kopfkissenbezugs sind mit gestickten Worten und gläsernen Kostbarkeiten übersäht. Mal sind es fragile Blüten, mal zerbrechliche Insekten – invasive Geschöpfe, die aus einer anderen Region kommen und jene, in der sie sich neu niederlassen, maßgeblich prägen. Symbole der sich stets wandelnden und damit sich nie im Gleichgewicht befindenden israelischen Gesellschaft. Die Assemblagen, der in der zerrissenen Stadt Jerusalem geborene KünstlerInnen erzählen aber noch noch mehr: gestickte arabische Poesie steht neben aktuellen Zitaten aus Medien (über gefolterte Palästinenser) oder von israelischen Politikern wie Avigdor Lieberman, dem ehemaligen Außenminister, der sich derzeit wegen Betrug und Veruntreuung vor Gericht rechtfertigen muss. „Ich zähle bis Eins und falle in den Schlaf“, ist die zitierte Antwort auf die Frage, ob er Nachts noch Schlafen könnte. Dabei betont Kaffeman das Prozesshafte, in dem sie immer wieder die Papiere, die als Schablonen für die Stickereien dienen, stehen lässt. Dass sie immer wieder die eingewanderten osteuropäischen Juden mit Negativem belegt, irritiert allerdings. MJ

■ Bis 27. Juli, Di.-Fr., 13-19 Uhr, Tucholskystr. 38