Grün schützen statt googlen

INTERNET Mit den richtigen Suchmaschinen kann jeder beim Surfen den Regenwald retten. Die Methoden sind verschieden, der Ertrag auch

Nach einigen Tagen kündigte Google die Zusammenarbeit mit Forestle

BERLIN taz | Auf einer saftig grünen, leicht hügeligen Landschaft zeichnen sich die Schatten der Wolken und die einfallenden Sonnenstrahlen ab. Im Hintergrund erstreckt sich der blaue Himmel und das Meer – ein Bild wie aus dem Paradies ziert die Startseite der Suchmaschine Ecosia. Sie wirbt damit, 80 Prozent der Einnahmen aus Werbeanzeigen einem Projekt der Umweltstiftung WWF zum Schutz von Regenwald zu spenden. Pro Suchanfrage sollen durchschnittlich zwei Quadratmeter Regenwald unter Schutz gestellt werden.

„Die Kosten für den Schutz von einem Hektar Regenwald betragen 5 Euro“, sagte Roberto Maldonado vom WWF. Pro Quadratmeter kostet der Schutz des Waldes also 0,05 Cent. Wenn pro Suchanfrage zwei Quadratmeter geschützt werden sollen, kostet das Ecosia 0,1 Cent pro Suche. Bei durchschnittlich 300.000 Suchanfragen pro Tag kommen also 300 Euro täglich zusammen. Mit dem Geld stellt der WWF in der Juruena-Apuí-Region in Brasilien Gebiete unter Schutz, indem Konzessionen von Holzunternehmern aufgekauft werden und Management-Pläne mit den Kommunen erarbeitet werden.

Die Suchmaschine Ecosia wurde zur UN-Klimakonferenz in Kopenhagen gestartet. Der WWF zeigt sich überrascht, wie gut das Projekt angelaufen ist: „Wir haben eine Spendensumme von 50.000 Euro im Jahr vertraglich festgeschrieben. Im ersten Monat waren es schon fast 10.000 Euro“, sagte Constanze Oelighoff vom WWF. Von sinnlosen Klicks auf Werbeanzeigen rät sie ab: Das schade nur den Unternehmen, die für die Werbeeinnahmen zahlen, und somit irgendwann auch Ecosia.

Ecosia ist das dritte Projekt des Wittenberger Unternehmers Christian Kroll, der in den letzten zwei Jahren die drei ersten „grünen“ Suchmaschinen in Deutschland aus der Taufe gehoben hat. „Ich war nie wirklich Umweltaktivist“, sagte Kroll. Die Idee zu dem anfänglich als Hobby geplanten Projekt kam ihm während eine Weltreise, als er die Rodungen des Regenwaldes sah.

Ecosia erzielt einen Marktanteil von etwa 0,1 Prozent unter den Suchmaschinen in Deutschland. Die Suchergebnisse basieren auf der Technologie der Anbieter Yahoo und Bing, einer Suchmaschine von Microsoft. Wie hoch die Anteile von Yahoo und Microsoft am Umsatz von Ecosia sind, wollte Kroll aus vertraglichen Gründen nicht sagen, nur dass mehr als 50 Prozent der Einnahmen insgesamt an Ecosia gingen. Langfristig will Kroll mit Ecosia 1 Prozent Marktanteil weltweit erreichen. Dann würde pro Jahr Regenwald in einer Fläche so groß wie die Schweiz geschützt werden.

Dabei setzt Kroll setzt allerdings voraus, dass Yahoo und Bing bei wachsenden Einnahmen weiterhin bereit sind Ecosia diesen Marktanteil zuzugestehen. Google wollte dem ersten Suchmaschinen-Projekt von Christian Kroll diesen Anteil am Markt nicht einräumen. Am 5. August 2008 startete Forestle, ein Vorläufer von Ecosia. Die Ernüchterung kam bereits nach einigen Tagen, als Google die Zusammenarbeit kündigte. Der Vorwurf: Forestle würde seine Nutzer dazu verleiten, unnötig viel auf Anzeigen zu klicken, auf die dann kein Kauf folgte. In einer späteren Stellungnahme von Google hieß es, das Unternehmen könne gemeinnützige Aktivitäten nicht unterstützen.

Ecosia soll jährlich eine Fläche Regenwald schützen, die so groß ist wie die Schweiz

Kroll belebte Forestle durch eine Zusammenarbeit mit Yahoo nach einigen Monaten wieder. In der Zwischenzeit gründete er Znout als „Übergangslösung“. Die Suchmaschine ist nicht gemeinnützig, sondern investiert 25 Prozent der Werbeeinnahmen in den Kauf von Zertifikaten aus erneuerbaren Energien.

Forestle hingegen spendet die aus den Anzeigen generierten Werbeeinnahmen zu 90 Prozent an ein sogenanntes Adopt-the-Acre-Programm der Nichtregierungsorganisation The Nature Conservancy Fund. Damit werden pro Suchvorgang bei Forestle durchschnittlich 0,1 Quadratmeter Regenwald gerettet, also deutlich weniger als bei Ecosia. Der Grund: Das Aufforstungsprojekt der Nature Conservancy ist mit höheren Kosten verbunden als der Schutz von Regenwald in Brasilien durch den WWF. JULIA OTTEN