Schweine müssen weiter leiden

EU-Kommission verbietet Dänemark mehr Tierschutz bei Schlachttransporten

STOCKHOLM taz ■ Die EU hat Dänemark untersagt, den Tierschutz bei Schlachttransporten auszudehnen. Mitgliedstaaten dürften keine Regelungen einführen, „die strenger als die in der Direktive festgelegten sind“, ließ der stellvertretende EU-Kommissionsvorsitzende Günter Verheugen kürzlich wissen. Begründung: Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, müssten „klar festgelegte Kriterien … in der ganzen Gemeinschaft gelten“.

Im Sommer hatte das dänische Parlament Sonderregelungen erlassen, um den letzten Weg von Schlachttieren etwas weniger quälend zu machen. Die Transportzeiten durften höchstens acht Stunden pro Tag betragen. In der EU sind Transporte von 24 Stunden erlaubt, die in drei Etappen aufzuteilen sind. Auch wurden in Dänemark die mehrgeschossigen Transportfahrzeuge verboten, die EU-weit gestattet sind und in denen die Tiere durch die Fliehkraft noch stärker hin- und hergeworfen werden. Schweine, beispielsweise, werden meist dreistöckig herumkutschiert.

Mit ihrem Mahnbrief kam die EU-Kommission den dänischen Schweinezüchtern zur Hilfe, die den heimischen Tierschutz als Konkurrenznachteil ansehen und deshalb in Dänemark geklagt haben. Das Gericht verlangte dann eine Stellungnahme der EU-Kommission, die nun einging. Da die Öffentlichkeit beim Tierschutz empfindlich reagiert, versuchte die dänische Regierung den Verheugen-Brief geheim zu halten – „aus Gründen der Sicherheit des Königreichs“. Doch Mitglieder des EU-Parlaments spielten ihn den Medien zu. „Wie immer geht es bei der EU in erster Linie um schnöden Mammon“, sieht sich Ditte Staun von der „Volksbewegung gegen die EU“ bestätigt. Und fordert Kopenhagen auf, diesen Streit mit Brüssel bis zum EU-Gerichtshof durchzufechten.

REINHARD WOLFF