Schädlich und ohne Zukunft

EON Auf seiner Hauptversammlung erntet der Konzern heftige Kritik – nicht nur von Aktivisten

ESSEN taz | Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender des Atomstromkonzerns Eon, hat sich bei der Hauptversammlung seiner Europäischen Aktiengesellschaft heftiger Kritik von Umweltschutzorganisationen wie Urgewald und Greenpeace stellen müssen. Teyssens öffentlichkeitswirksame Sorge um einen effektiven Klimaschutz in Europa sei „scheinheilig“, sagte Urgewald-Geschäftsführerin Heffa Schücking auf der Versammlung. Zwar rede der Konzern in Deutschland viel über eine verstärkte Nutzung regenerativer Energieträger, so Schücking zur taz. Außerhalb Europas setze Eon dagegen „auf sein Uralt-Geschäftsmodell: konventionelle Großkraftwerke“.

Etwa in der Türkei, so kritisierte es Pinar Aksogan von Greenpeace vor den versammelten Aktionären, beteilige sich der Konzern am Bau eines besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerks. Und der aus West Virginia angereiste Umweltschützer Paul Corbit Brown beschrieb massive Zerstörungen durch das sogenannte Mountain Top Removal, bei dem zur Kohleförderung ganze Bergspitzen weggesprengt werden – Eon bezieht knapp 30 Prozent seiner Kohle aus den USA. In Kolumbien steht laut Menschenrechtlerin Petra Langheinrich ein Eon-Zulieferer im Verdacht, Gewerkschafter ermorden zu lassen.

Einen umweltverträglicheren Kurs mahnten auch institutionelle Anleger an. „Als größter deutscher AKW-Betreiber ist Eon nicht zukunftsfähig“, sagte Ingo Speich von Union Investment, der rund vier Millionen von Genossenschaftsbanken vermittelte Aktionäre vertritt: „Eon muss sich neu erfinden.“ANDREAS WYPUTTA

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