Regime in Nordkorea: Planer der Währungsreform hingerichtet

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il soll den Verantwortlichen der gescheiterten Währungsreform mit dem Tod bestraft haben. Offiziell wurde die Exekution anders begründet.

Außen bunte Propaganda, innen grausame Personalpolitik: Nordkorea. Bild: dpa

PEKING taz | Ein hochrangiger Politiker soll vergangene Woche von einem Erschießungskommando in einer Kaserne von Pjöngjang hingerichtet worden sein. Der 77-jährige Pak Nam Ki musste mit seinem Leben bezahlen, weil er für die gescheiterte Währungsreform verantwortlich gemacht wurde. Dies berichtete gestern Südkoreas Nachrichtenagentur Yonhap. Der in der Arbeiterpartei für Planwirtschaft zuständige Pak wurde beschuldigt, sich als "Sohn eines Bourgeois verschworen zu haben, die Reihen der Revolutionäre zu infiltrieren, um die nationale Wirtschaft zu zerstören", so Yonhap. Eine Bestätigung aus Nordkorea gab es bisher nicht.

Pak sei Ende Februar seines Amtes enthoben worden. Die Regierung habe ihm die Schuld für das Chaos in die Schuhe geschoben, das die Währungsreform vom vergangenen November in Nordkorea ohnehin maroder Wirtschaft verursachte: Ende November waren urplötzlich neue Won-Scheine ausgegeben und die alten für ungültig erklärt worden. 1.000 alte Won mussten in zehn neue Won umgetauscht werden. Jeder durfte allerdings sein Vermögen nur im Gesamtwert von umgerechnet 200 US-Dollar wechseln. Alle höheren Ersparnisse wurden damit auf einen Schlag ausgelöscht. Kurz darauf verboten die Behörden auch den Besitz ausländischer Währungen und schlossen für einige Wochen die Bauernmärkte, auf denen sich die meisten Nordkoreaner mit Lebensmitteln und Alltagsgütern versorgen.

Die Aktion erwies sich als Bumerang: Statt die Preise zu drücken und das Warenangebot in den staatlichen Geschäften zu steigern, kletterten die Preise noch schneller. Nicht nur unter der einfachen Bevölkerung, sondern auch im neuen Mittelstand, der sich in den vergangenen Jahren vor allem mit Handel ernährt hatte, soll es zu erheblichen Unruhen gekommen sein. Inzwischen sind die privaten Bauernmärkte wieder geöffnet, berichten Bewohner Pjöngjangs. Euro, chinesische Yuan und Dollar werden vielerorts weiterhin als heimliche Zweitwährung akzeptiert. Wie üblich im Frühjahr vor der ersten Ernte sind die Lebensmittel extrem knapp. China, der wichtigste Wirtschaftspartner, soll im Januar dreimal so viele Nahrungsgüter wie im Vorjahr in das verbündete Nachbarland geliefert haben.

Der hingerichtete Pak musste als Sündenbock herhalten, glauben Beobachter. Denn in Wahrheit sei der dritte Sohn von Nordkoreas kränkelndem Kim Jong Il für das Desaster verantwortlich. Jong Un soll als Nachfolger seines Vaters aufgebaut werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.