Unruhen in Mazedonien: 30 Tage für 30 Mann

Zwei Tage dauerten die Gefechte in Kumanovo. Der Regierungschef vermutet eine Terrorgruppe dahinter – jetzt sitzen etliche ethnische Albaner in Untersuchungshaft.

Gedenken in Kumanovo. Bild: ap

KUMANOVO ap | Nach dem Tod von 22 Menschen bei Angriffen mutmaßlicher Terroristen in Mazedonien hat es erste Festnahmen gegeben. 30 militante ethnische Albaner seien unter Terrorvorwürfen verhaftet worden, teilten die Behörden des Balkanstaates am Montag mit. Die meisten von ihnen stammen den Angaben zufolge aus dem benachbarten und vorwiegend von Albanern bewohnten Kosovo. Ein Gericht in Skopje ordnete an, dass die 30 zunächst für 30 Tage in Untersuchungshaft bleiben.

Bei kriegsähnlichen Schießereien zwischen den mutmaßlichen Terroristen und der Polizei waren in dem Ort Kumanovo nahe der Grenze zum Kosovo und Serbien über das Wochenende acht Polizisten und 14 Militante getötet worden. 37 Menschen erlitten Verletzungen. In dem kleinen Balkanland ist die politische Lage angespannt, offenbar sollte der Angriff die Situation weiter destabilisieren.

Westliche Politiker zeigten sich besorgt über den jüngsten Vorfall. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte am Montag eine vollständige und transparente Aufklärung. EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn mahnte alle Beteiligten, bei der Aufklärung mitzuhelfen und forderte sie zu äußerster Zurückhaltung auf.

Mazedonien hat eine zweitägige Staatstrauer für die getöteten Polizisten verhängt, die am Montag begann. Veranstaltungen in Politik und Sport wurden abgesagt, die Fahnen vor Behördengebäuden wehten auf halbmast.

Mazedonien destabilisiert

Die in Kumanovo bekämpfte Terrorgruppe bestand nach Angaben von Ministerpräsident Nikola Gruevski aus mehr als 40 Männern, die bereits in der Region und im Nahen Osten Kampferfahrung gesammelt hatten. Geplant habe sie Angriffe auf staatliche Einrichtungen, Sportveranstaltungen und Einkaufszentren, sagte Gruevski am Sonntag. „Ein Ziel der Gruppe war – mindestens – Mazedonien zu destabilisieren.“

Das Innenministerium hatte am Sonntag mitgeteilt, die in Kumanovo gestellte Gruppe stamme aus dem Kosovo und sei paramilitärisch organisiert gewesen. Einige der getöteten Männer hätten Uniformen der aufgelösten albanischen Kosovo-Befreiungsarmee UCK getragen, sagte Sprecher Ivo Kotevski. Regierungschef Gruevski ergänzte, die Gruppe sei nicht von Mitgliedern der albanischen Minderheit in Mazedonien unterstützt worden.

Die Polizei war seit Samstagmorgen gegen die Gewalttäter vorgegangen, die sich in Kumanovo verschanzt hatten. Die Gewalt ereignete sich in einer angespannten innenpolitischen Lage in Mazedonien mit gegenseitigen Putschvorwürfen zwischen Regierung und Opposition. Einige Experten befürchteten schon vor dem blutigen Wochenende in Kumanovo, dass ethnische Spannungen zwischen albanischer Minderheit und Mazedoniern in dem politischen Streit instrumentalisiert werden könnten.

Die Kämpfe waren die schwersten seit 2001, als ein Aufstand ethnischer Albaner in Kumanovo fast einen Bürgerkrieg ausgelöst hätte. Damals wurden 80 Menschen getötet. Der Konflikt wurde nach einem halben Jahr unter westlicher Vermittlung beendet. Ein Viertel der zwei Millionen Einwohner der früheren jugoslawischen Republik sind albanischer Herkunft.

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