Statistik des Schnellwarnsystems Rapex: Hormonell wirksame Kuscheltiere

2014 sind in der EU fast 2.500 gefährliche Waren vom Markt genommen worden – so viele wie noch nie. Besonders anfällig sind Spielzeug und Kleidung.

Der Bär verliert ein Auge, an dem sich Babys verschlucken können: Anschauungsmaterial auf einer Pressekonferenz aus dem Jahr 2012. Bild: dpa

BERLIN taz/afp | Niedlich sieht er aus, der Plüschfrosch, mit dem Herz in den Pranken – zum Knuddeln. Doch das sollte man lieber nicht tun. Die EU hat ihn nämlich auf die Liste der Produkte gesetzt, die sie als gefährlich einstuft. Im Plastiksaugnapf fanden Kontrolleure bis zu 38 Prozent Phthalat-Anteil – ein hormonell wirksamer Stoff, der unter anderem in Verdacht steht, zu Unfruchtbarkeit, Diabetes und Übergewicht zu führen.

Der Frosch ist kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr sind in der EU fast 2.500 gefährliche Waren vom Markt genommen worden – so viele wie noch nie. Insgesamt verzeichnete das europäische Schnellwarnsystem Rapex 2.435 Warnmeldungen, wie die EU-Kommission am Montag in Brüssel mitteilte. 296 davon kamen aus den Behörden in Deutschland. Vor allem von Spielzeug sowie Textilien, Kleidern und Modeartikeln gingen demnach Risiken aus.

Auf diese beiden Kategorien allein entfielen 28 und 23 Prozent der Meldungen. Dahinter rangierten elektrische Geräte und Zubehör wie Mobiltelefone und Ladegerät mit 9 Prozent sowie Autos mit 8 Prozent. Das Ursprungsland der meisten gefährlichen Waren war wie schon in den Jahren zuvor China. Von dort stammten 64 Prozent der gemeldeten Produkte. Allerdings ist China auch einer der größten Importeure der in Rapex angetroffenen Warengruppen.

Wie viele der Waren, die hierzulande auf dem Markt sind, tatsächlich gefährlich sind, sei allerdings schwer einzuschätzen, sagt Johannes Kleis vom europäischen Verbraucherverband Beuc. Denn kontrolliert werde nur bei weniger als 1 Prozent aller Produkte. Kleis fordert daher, die Kontrolldichte zu erhöhen: „Der Verbraucher muss sich darauf verlassen können, dass die Waren sicher sind“, sagt er.

Zurzeit wird im Europäischen Rat über eine Verschärfung der Sicherheitsgesetze diskutiert – die soll einhergehen mit einer Reform der Herkunftskennzeichnung. Doch verschiedene Länder, darunter Deutschland, blockierten, so Kleis. Denn Letzteres lehne Deutschland ab. Es fürchtet, dass dadurch das Made-in-Germany-Siegel seltener vergeben werde. Der Verbraucherverband Beuc drängt daher darauf, die Sicherheit und Herkunftsbezeichnung getrennt voneinander zu betrachten.

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