Nazi-Versteck in Argentinien entdeckt: Deutsche im Urwald

Archäologen entdecken deutsche Münzen und Meissener Porzellan im argentinischen Urwald. Die Vermutung: Es gab dort ein Versteck geflüchteter Nationalsozialisten.

Adolf Eichmann seines Prozesses im schusssicheren Glaskasten. Er wurde zum Tode verurteilt 1962 hingerichtet. Bild: dpa

BUENOS AIRES afp | Archäologen haben in einem abgelegenen argentinischen Urwald ein mutmaßliches Versteck deutscher Nationalsozialisten entdeckt. Bei der Untersuchung von drei Gebäuderuinen im Provinzpark Teyú Cuaré im Norden Argentiniens nahe der Grenze zu Paraguay fand ein Team der Universität von Buenos Aires fünf deutsche Münzen aus der Zeit zwischen 1938 und 1941 sowie ein Stück Meissener Porzellan mit der Aufschrift „Made in Germany“, wie die Zeitung Clarín am Sonntag berichtete.

Offenbar hätten die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs ein geheimes Projekt gehabt, für den Fall einer Niederlage Zufluchtstätten für ihre Anführer zu bauen, sagte der Leiter des Archäologen-Teams, Daniel Schávelzon, der Zeitung. Diese Verstecke seien in abgelegenen Gegenden gebaut worden, „an unerreichbaren Orten, mitten in Wüsten, Gebirgen, an einer Klippe oder wie hier mitten im Dschungel“, sagte Schávelzon. Allerdings seien die Verstecke nicht genutzt worden, weil die Nazis nach ihrer Ankunft in Argentinien festgestellt hätten, dass sie dort unbehelligt leben konnten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg flohen nach Angaben des Simon-Wiesenthal-Zentrums tausende deutsche Nazis sowie kroatische und italienische Faschisten nach Argentinien, wo ihnen Präsident Juan Perón Zuflucht gewährte. 1960 wurde Adolf Eichmann, der die Massenvernichtung der Juden maßgeblich mitorganisierte, in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires von einem israelischen Spezialkommando gefasst und später in Israel zum Tode verurteilt.

Unter anderen ranghohen Nazis, die in das südamerikanische Land flohen, waren auch der Auschwitz-Arzt Josef Mengele, der ehemalige SS-Offizier und Lagerkommandant Josef Schwammberger sowie der ehemalige SS-Offizier Erich Priebke, der fast ein halbes Jahrhundert unter seinem echten Namen im südargentinischen Touristenort San Carlos de Bariloche lebte.

Die italienische Justiz befand Priebke nach seiner Auslieferung 1996 für schuldig, maßgeblich am Massaker in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom im Jahr 1944 beteiligt gewesen zu sein und verurteilte ihn zu lebenslanger Haft. Bei dem Kriegsverbrechen waren 335 Menschen getötet worden, darunter 75 Juden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.