CO2-Emission gesunken: Hoffnung für die Welt

Die Emission klimaschädlicher Gase sank bisher immer nur, wenn die Wirtschaft einbrach. 2014 bricht mit diesem Trend. Eine echte Überraschung.

Ground Zero des Klimawandels: Deception Island in der Antarktis Bild: ap

BERLIN taz | Es ist die erste gute Nachricht für das Klima seit Langem – und dann auch noch an einem Freitag, dem 13. Der weltweite Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) aus dem Energiesektor ist im vergangenen Jahr nicht angestiegen. Diese „vorläufigen Schätzungen“ hat die Internationale Energieagentur (IEA) am Freitag veröffentlicht.

Demnach blieben die Emissionen 2014 mit „nur“ etwa 32,3 Milliarden Tonnen auf Vorjahresniveau. Die Emissionen aus dem Energiesektor machen etwa 70 Prozent der menschengemachten Treibhausgase aus. Allerdings ist das Niveau immer noch viel zu hoch, um die dadurch verursachte Klimaerwärmung seit Beginn der Industrialisierung auf maximal 2 Grad Celsius zu begrenzen.

Zum ersten Mal seit 40 Jahren gebe es damit einen Knick in der Wachstumskurve der Emissionen ohne eine größere Wirtschaftskrise, betonte die IEA. Denn bisher sank die Emission klimaschädlicher Gase nur, wenn die Wirtschaft einbrach: Während der US-Wirtschaftskrise Anfang der 80er Jahre, nach dem Ende der Sowjetunion sowie zur Zeit der globalen Finanzkrise 2009. „Das ist eine echte Überraschung“, sagte Fatih Birol, Chefökonom und designierter Exekutivdirektor der IEA. „Wir haben das noch nie gesehen.“

Auch seine Behörde hatte den Weiteranstieg der Emissionen prognostiziert. Nun gibt sie zu, dass „Klimaschutzmaßnahmen einen stärkeren Einfluss haben können als gedacht“. In den letzten zehn Jahren wurden durch Verbrennung von Kohle, Öl und Gas jedes Jahr im Durchschnitt 2,4 Prozent mehr CO2 in die Atmosphäre geblasen. Nun stieg zwar die globale Wirtschaftsproduktion um 3 Prozent, aber die Emissionen blieben gleich.

Die Gründe sind auch den IEA-Experten noch nicht völlig klar. Vermutlich liegt es am Zubau von erneuerbaren Energien und verbesserter Energieeffizienz. Bereits im Februar hatte China gemeldet, dass vergangenes Jahr der Kohleverbrauch um fast 3 Prozent gesunken sei.

Schwung für Verhandlungen in Paris

Der weltgrößte Kohleverbraucher und CO2-Produzent muss dringend die Luft in seinen Städten verbessern und verbrennt deshalb weniger Kohle, außerdem wächst die Wirtschaft in China nicht mehr so stark wie geplant, und der Stromverbrauch steigt wegen Effizienzmaßnahmen nur noch um 4 statt wie bisher um 10 Prozent jährlich.

Die USA als zweitgrößter CO2-Verursacher melden schon seit 2005 sinkende Emissionen, weil billiges Gas aus dem Frackingboom die Kohle verdrängt und Autos sparsamer werden. Und auch Deutschland als größte Volkswirtschaft in Europa hat 2014 den peinlichen Trend gebrochen, dass trotz Energiewende die klimaschädlichen Emissionen zunehmen.

2014 sanken sie nach vorläufigen Zahlen um 1 Prozent. Insgesamt haben die Industriestaaten in der OECD nach den Daten der IEA in den letzten fünf Jahren ihr Wirtschaftswachstum von den Emissionen „entkoppelt“: Bei einem Wachstum von 7 Prozent sank der CO2-Ausstoß um 4 Prozent.

„Die Daten liefern den dringend benötigten Schwung für die Verhandlungen von Paris“, erklärte IEA-Volkswirt Birol. In der französischen Hauptstadt – wo auch die IEA residiert – wollen die UN-Staaten im Dezember einen umfassenden Klimavertrag schließen.

Von einem Durchbruch sind die Verhandlungen bisher weit entfernt. Die ermutigenden Zahlen werden wohl auch deshalb so früh publiziert, um die Stimmung bei diesem Tauziehen zu verbessern.

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