Nicht genug für alle da

PROJEKT 57 Initiativen wollen eine ehemalige Kreuzberger Schule nutzen. Wie über die Vergabe entschieden wird, ist beim ersten Treffen aber noch unklar

Die Stimmung ist angespannt am Mittwochabend in der Kreuzberger Rosa-Parks-Grundschule: Es ist der Auftakt des Vergabeverfahrens für die ehemalige Gerhart-Hauptmann-Schule an der Reichenberger Straße. Das Bezirksamt Kreuzberg will in der Schule, die derzeit noch von Flüchtlingen besetzt ist, ein soziales Zentrum eröffnen und hat Kiezinitiativen zum Bewerben aufgerufen.

Noch nicht abgestimmt

Die sind gekommen: 57 Projekte möchten gern die Klassenzimmer für ihre Kiezarbeit nutzen, darunter die Drogenhilfe Fixpunkt, ein Frauenzentrum, eine Turnerschaft und die Freie Schule Kreuzberg. Der Auftakt diente dazu, grundsätzliche Fragen zu den Räumen und zum Verfahren zu diskutieren – abgestimmt wurde noch nichts.

Die Räume, für die sich die Vereine beworben haben, werden seit Dezember 2012 von Flüchtlingen besetzt, in deren Protestcamp am Oranienplatz es zu kalt wurde. Ursprünglich sollten sie die Schule bereits Ende März verlassen. Doch weil sich das Vergabeverfahren verzögert hat, werden die Flüchtlinge weiterhin geduldet. Laut Bezirksamt steht eine Nutzfläche von rund 3.000 Quadratmeter in der Schule zur Verfügung. Dazu kommen 300 Quadratmeter für den Pavillon vor dem Gebäude. Die Gesamtmiete in der Schule wurde auf 7,30 Euro pro Quadratmeter veranschlagt.

Mehrere Initiativen kritisierten, dass sie sich diese Miete künftig kaum leisten könnten. Immer wieder wurde auch Kritik am Verfahren laut: Unklar ist zum Beispiel, wie am Ende über die Projekte abgestimmt werden soll. Man wolle Anwohner aus der unmittelbaren Umgebung abstimmen lassen, hieß es. Dies sei aber nur ein Teil des Verfahrens. Das sei noch nicht vollständig entwickelt. „Wenn das Meinungsbild am Ende nicht eindeutig ist, werden wir uns noch mal zusammensetzen“, sagte Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne).

Auch die Flüchtlinge haben sich als Interessenten gemeldet, auf der Veranstaltung waren sie aber nicht zugegen. Da viele Initiativen noch keine Projektbeschreibung eingereicht haben, verlängert sich die Frist für die Abgabe bis zum 8. April um 13 Uhr. Eine inhaltliche Auseinandersetzung und eine Vorstellung der Gruppen soll es am 26. und 27. April geben. Die Flüchtlinge können also voraussichtlich noch ein wenig bleiben.

MARTIN RANK