Präsidentschaftswahl in Simbabwe: Kampf der Frauen um Mugabes Macht

Auf dem Parteitag der Regierungspartei behält der Präsident alle Zügel in der Hand. Als Nachfolgerin baut er seine Ehefrau Grace auf.

Der Präsident und seine Frau bei der Eröffnung des Parteitags. Bild: reuters

JOHANNESBURG taz | Tausende von Delegierten jubelten Simbabwes Präsident Robert Mugabe in der Hauptstadt Harare auf dem Kongress der Regierungspartei am Wochenende zu: Erneut ist der 90-Jährige als Präsident und damit gleichzeitig Präsidentschaftskandidat der Regierungspartei Zanu-PF (Simbabwe Afrikanische Nationalunion/Patriotische Front) bestätigt worden.

Dazu landete Mugabe einen Coup: Seine Ehefrau Grace, ohne jede politische Erfahrung, übernimmt die Frauenliga der Partei. Damit hat die 49-Jährige gute Chancen, die Nachfolgerin ihres Ehemannes bei den Präsidentschaftswahlen 2018 zu werden.

Die Show im Kongresszelt der Partei war gut inszeniert: Viele der 12.000 Parteianhänger waren in die Stadt transportiert worden und erhielten jeweils einen Sack Mais. Ihre gekaufte Begeisterung drückte sich in ihren Rufen „VaMugabe“ aus. Der alte Präsident, der angeblich häufig in Sitzungen schläft, erhob sich und bedankte sich für die massive Unterstützung.

Kurz zuvor hatte Mugabe Simbabwes Vizepräsidentin Joyce Mujuru gefeuert – wegen angeblicher Versuche, ihn aus dem Amt zu drängen. Der Parteikongress diente dazu, Mujuru ihrerseits ins Abseits zu stellen. Mugabes Ehefrau Grace nahm dabei eine wesentliche Rolle ein. Sie kam im Juli politisch aus dem Nichts und zog in den letzten Monaten durch das Land. „Es wird gesagt, ich will Präsidentin werden. Warum nicht? Bin ich nicht Simbabwerin?“, forderte sie die Mengen heraus.

Die ehemalige Sekretärin Mugabes zielte bei ihren Veranstaltungen mit dem Spitznamen „Graceland Tour“ in der Bevölkerung mit zynischer Rhetorik auf Mugabes langjährige Stellvertreterin Joyce Mujuru. Die sei der Korruption schuldig und versuche, Präsident Mugabe durch eine geplante Ermordung aus dem Amt zu schaffen, behauptete Grace Mugabe. Sollte sie Präsidentin werden, versetze sie Simbabwe in die Zeit vor der Unabhängigkeit zurück.

Anschuldigungen und Verschwörungstaktiken

Dabei ist die 59-jährige Joyce Mujuru, anders als die 49-jährige Grace Mugabe, eine ehemalige Guerrilla-Kämpferin aus dem Unabhängigkeitskrieg. Sie ist die Witwe des Armeegenerals Solomon Mujuru, der 2012 auf mysteriöse und bis heute ungeklärte Weise in seinem Farmhaus ums Leben kam.

In der Partei stieg sie danach auf, aber der 76-jährige Justizminister und Vizepräsident Emmerson Mnangagwa, der ebenfalls mit dem höchsten Staatsamt liebäugelt, war ihr mächtiger Gegenspieler. Zum harten Kampf um die Nachfolge Mugabes gehören gegenseitige Anschuldigungen und Verschwörungstaktiken.

Vizepräsidenten werden normalerweise in Simbabwe aus dem Politbüro bestimmt. Allerdings ließ Mugabe kürzlich die Verfassung ändern, um selbst zwei Stellvertreter und auch seinen eigenen Nachfolger ernennen zu können. Damit erhält er einen noch stärkeren Griff auf die Macht und will Fraktionskämpfe vermeiden. Doch auf dem Parteikongress hielt er sich überraschend mit der Auswahl der Stellvertreter zurück und kündigte die Bekanntgabe erst für kommende Woche an.

Mugabe regiert Simbabwe seit der Unabhängigkeit 1980, erst als Premierminister und dann als Präsident. Nach seiner 34-jährigen diktatorischen Herrschaft sehen Simbabwer mit Angst und Sorge der möglichen Machtübernahme durch seine Ehefrau entgegen. Sie ist nicht nur verhasst wegen ihres luxuriösen Lebensstils, sondern viele haben ihr nie verziehen, dass sie mit dem Präsidenten eine Liebesaffäre begann, als dessen damalige Ehefrau Sally im Sterben lag. „Disgrace“ Mugabe wird sie häufig im Volksmund verspottet.

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