Drogenhandel in Kreuzberg: Grün kann gut mit Blau

Bürgermeisterin Herrmann spricht von einer guten Kooperation mit der Polizei. Aber die vom Bezirk gewünschte Bewachung des Görlitzer Bahnhofs sei vormals abgelehnt worden.

Polizei bei einem Verkehrseinsatz. Bild: DPA

Die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg hat die Kritik zurückgewiesen, bei der Bekämpfung der Drogenkriminalität nicht mit den Sicherheitsbehörden an einem Strang zu ziehen. „Wir kooperieren sehr eng mit der Polizei“, sagte Monika Herrmann (Grüne) am Donnerstag zur taz. Als Beispiel verwies sie auf regelmäßige Sicherheitsgespräche. Die sogenannten Görli-Runden wurden im Frühjahr nach Drogenfunden auf einem Spielplatz im Görlitzer Parks einberufen. Zu den Teilnehmern gehören Polizisten des Abschnitts 53, die Bürgermeisterin, zwei ihrer Stadträte, Mitarbeiter des Ordnungs- und Grünflächenamtes sowie des Quartiersmanagements Wrangelkiez.

Dass Polizei und Ordnungsamt den Park seit Ende Mai gemeinsam bestreifen, ist Ergebnis dieser Gespräche. „Aber die Razzien und die Doppelstreifen allein bringen nichts“, so Herrmann. Teile der Szene seien längst in Seitenstraßen abgewandert. Die Spur der Dealer zieht sich vom Kottbusser Tor über die Warschauer Brücke bis zum RAW-Gelände in Friedrichshain.

Wirtschaftsstadtrat Peter Beckers (SPD) habe die Polizei im Herbst um eine regelmäßige Präsenz am Görlitzer Bahnhof gebeten, sagte Herrmann. Das habe die Polizeiführung aber abgelehnt. Dem Abschnitt 53 sei kein Vorwurf zu machen. Der Abschnitt habe nicht genug Personal, um auch das noch zu stemmen. Das Problem sei vielmehr, dass es in der Frage „null Unterstützung“ aus dem Präsidium gegeben habe. Polizeiintern war unlängst ein ähnlicher Vorwurf laut geworden. Beamte der Ende Oktober aufgelösten Ermittlungsgruppe „Görli“ hatten beklagt, von den Drogenfahndern des LKA mit den Problemen vor Ort alleingelassen worden zu sein.

Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte behauptet, der Bezirk weigere sich, den Park im Rahmen einer städtebaulichen Kriminalprävention begutachten zu lassen. Mögliche Gefahrenstellen im Straßenland und den Grünanlagen werden dabei ausgelotet. Eine solche Begutachtung habe längst stattgefunden, sagte Herrmann zur taz. Auch Konsequenzen wie größere Sichtachsen im Park seien längst gezogen worden.

Am Samstag hatte ein Wirt einer Shishabar in der Skalitzer Straße in einem Akt von Selbstjustiz einen jugendlichen Dealer niedergestochen. Bei Polizeipräsident Klaus Kandt fand am Montag ein Krisengespräch statt, an dem auch Herrmann teilnahm. Auch über eine mögliche Videoüberwachung des Parks war in den letzten Wochen diskutiert worden. Sie habe sich klar dagegen ausgesprochen, so Herrmann zur taz.

Sie plädiere für eine Ausweitung des Quartiersmanagements (QM) in dem Gebiet um den Park. Die durch den Drogenhandel in Mitleidenschaft gezogenen Anwohner und Gewerbetreibenden bräuchten feste Ansprechpartner. Die Entscheidung über QM-Gebiete fällt aber der Senat.

Der Wirt der Shishabar hatte nach Informationen der taz in den Wochen vor der Tat 70 Mal die Polizei gerufen, weil er sich von Dealern bedroht gefühlt hatte. Herrmann sagte, sie habe davon erst jetzt erfahren. Wenn sie mit Klagen von Anwohnern über die Dealer konfrontiert werde, handele es sich meist um Vorwürfe, dass Frauen sexistisch belästigt würden.

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