Krieg in Syrien: US-Verbündete geschwächt

Die al-Qaida-nahe Nusra-Front vertreibt Rebellengruppen in der syrischen Provinz Idlib. Das ist auch eine Schlappe für den Westen.

Zerstörung in Kfar Derian in der Provinz Idlib Bild: ap

ISTANBUL taz | Der syrische Ableger von al-Qaida, die Nusra-Front, hat weitgehend die Kontrolle über die Rebellenhochburgen in der Provinz Idlib erobert. Unterstützt von islamistischen Gruppen stürmten die Nusra-Kämpfer die Basen von zwei wichtigen Rebellenverbänden, die vom Westen unterstützt werden. Nach Angaben von Aktivisten und Rebellen hat die Nusra-Front Kämpfer in Richtung des syrisch-türkischen Grenzübergangs Bab al-Hawa verlegt, der derzeit von einer anderen Gruppierung kontrolliert wird.

Sollte es den Extremisten gelingen, den Grenzübergang nahe der türkischen Stadt Reyhanli einzunehmen, würde das die sogenannten moderaten Rebellen in Syrien von ihren Nachschubwegen aus der Türkei abschneiden. Alle anderen Abschnitte der rund 900 Kilometer langen Grenze befinden sich entweder in den Händen des Islamischen Staates (IS) oder der Kurden.

Die Niederlage der Rebellen ist auch eine Schlappe für die USA. Die Syrische Revolutionäre Front und die Hazm-Bewegung, deren Basen die Extremisten einnahmen, gelten als moderat und wurden vom Westen auch mit Waffen versorgt. Allen voran die Hazm-Bewegung wollte Washington im Rahmen des geplanten Aufbauprogramms trainieren und ausrüsten. Das Programm, das die Ausbildung von 5.000 Kämpfern in Saudi-Arabien und der Türkei vorsieht, hat freilich noch nicht begonnen.

Die US-Luftwaffe hat im Nordwesten Syriens die radikale al-Nusra-Front bombardiert, die mit dem Terrornetzwerk al-Qaida verbunden ist. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kamen bei den Angriffen in der Nacht zum Donnerstag mehrere Menschen ums Leben, darunter auch zwei Kinder. Unter anderem habe die US-Luftwaffe ein Hauptquartier der al-Nusra-Front in der Stadt Harim ins Visier genommen. Auch der Gruppe Ahra al-Scham sollen die Angriffe gegolten haben (dpa/ap)

Der Haken an der von US-Präsident Barack Obama erklärten Strategie ist, dass sie sich vor allem auf den Kampf gegen den IS konzentriert. Einen Sturz des Regimes von Baschar al-Assad sieht sie nicht vor. Vielmehr soll das Programm dazu dienen, dass die Rebellen in Gebiete vorstoßen können, die sich derzeit in der Gewalt des IS befinden. Unter Aktivisten wie Rebellen sorgt dies für erheblichen Ärger. Sie werfen der von den USA angeführten Militärallianz vor, auf diese Weise das Assad-Regime zu stärken.

Eines der ersten Ziele der US-Luftangriffe in Syrien war im September die Nusra-Front. Diese gilt zwar im Westen als Terrororganisation, unter den Assad-Gegnern gilt sie jedoch als weniger radikal als die IS-Dschihadisten. Viele halten der Nusra-Front zugute, dass sie in der Vergangenheit mit anderen Rebellengruppen kooperierte und der Kampf gegen das Regime für sie oberste Priorität hat. Dem Kommandanten der Syrischen Revolutionären Front, Dschamal Maaruf, warfen viele vor, korrupt zu sein und Waffen zu bunkern. Online verbreitete Bilder zeigten Lager gefüllt mit Lebensmitteln, Waffen und Munition.

Darüber hinaus wird Maaruf beschuldigt, Dutzende von islamistischen Rebellen ermordet zu haben. Nach der Niederlage von Maaruf gaben offenbar auch die Kämpfer der Hazm-Bewegung ihren Widerstand gegen die Nusra-Front auf. Von einer paar Gegenden um Aleppo und der türkischen Grenze abgesehen, befinden sich die Widerstandshochburgen nun in der Hand des IS oder der Nusra-Front. Angesichts dessen dürfte es für die USA jetzt noch schwerer werden, unter den Rebellen Willige im Kampf gegen den IS zu finden.

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