Ebola-Tagebuch – Folge 22: Ebola erreicht Europa

In Spanien hat sich erstmals eine Person an einer anderen angesteckt. Die Kürzungen im Gesundheitswesen spielten dabei eine Rolle.

Madrid ist die neue Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten Bild: ap

MADRID taz | Ebola ist in Europa angekommen. Erstmals hat sich eine Person außerhalb von Afrika mit dem Virus angesteckt: eine Krankenschwester in Madrid. Die 40-Jährige pflegte zusammen mit weiteren 29 Beschäftigten im Krankenhaus Carlos III einen der beiden aus Westafrika zurückgeführten Missionare, die sich dort infiziert hatten und in Spanien im September starben.

Eine Kollegin der Erkrankten wurde mit Durchfall eingewiesen und steht ebenso wie der Ehemann der Erkrankten unter Beobachtung. Außerdem befindet sich ein Mann, der aus Nigeria einreiste, in Quarantäne. Die Krankenschwester hatte zweimal das Zimmer ihres Ebola-Patienten betreten: Einmal, um eine Windel zu wechseln; dann, um den Raum nach dem Tod des Missionars am 25. September zu reinigen. Beide Male seien alle Schutzprotokolle eingehalten worden, heißt es.

Am 30. September meldete sich die Krankenschwester beim Gesundheitsdienst für das Klinikpersonal: Sie hatte leichtes Fieber. Die Ärzte sahen keinen Anlass, sie einzuweisen. Also ging sie in Urlaub, bis sie sich am 6. Oktober erneut mit weit erhöhter Temperatur meldete und positiv auf Ebola getestet wurde.

Der UN-Hilfseinsatz im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika bekommt das nötige Finanzpolster. Das Haushaltskomitee der UN-Vollversammlung billigte am Mittwoch eine Resolution, die Ausgaben von 49 Millionen Dollar (rund 39 Millionen Euro) für die Mission vorsieht. Damit kam es einer Bitte von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nach. Es handelt sich um den ersten Hilfseinsatz, den die UN wegen einer Gesundheitskrise starten. Ihren Sitz hat die Mission in Ghana, auch in den am stärksten von Ebola geplagten Ländern wurden UN-Büros eingerichtet: Liberia, Sierra Leone und Guinea. Die Finanzmittel dürften den Betrieb bis Ende Dezember sicherstellen.

Einst war das Krankenhaus Carlos III eine Vorzeigeklinik in Sachen Tropenkrankheiten. Vor Kurzem beklagte die Gewerkschaft der Krankenschwestern fehlende Mittel und die Schließung einer Abteilung für Infektionskrankheiten, Opfer der Kürzungen im spanischen Gesundheitssystem. Allein im neuen Haushalt wurden Carlos III weitere 13 Millionen Euro gestrichen.

„Wir wurden nicht ordentlich ausgebildet“, erklärt Gewerkschaftssprecherin Amalia Batanero. „An einem Tag wurden die Krankenschwestern in der Quarantänestation mit den Ebolapatienten eingesetzt, am nächsten Tag im normalen Betrieb. Die Behörden sahen darin kein Problem.“

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